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Beiträge zur Geschichte  









Fortsetzung VI


Die Französische Revolution von 1789 bis 1794

Die Zeit der Diktatur der Jakobiner

Die Diktatur der Jakobiner

Zweimal durchlebte Frankreich während seiner bürgerlichen Revolution im 18. Jahrhundert eine große Gefahr. Zum ersten Mal im Sommer des Jahres 1792 vor dem Aufstand des 10. August. Nach dem Sturz der Monarchie aber hatte das revolutionäre Frankreich in sich genügend Kräfte gefunden, um den Feind abzuwehren und sogar zum Angriff überzugehen. Vor einer zweiten, noch größeren Gefahr stand das Land im Frühjahr 1793 als für die Girondisten die letzten Monate ihrer Herrschaft gekommen waren. Nach ihrem Sturz gelangten im Augenblick der schwersten Gefahr die Jakobiner an die Macht. Frankreich war von einem Ring feindlicher Feudalstaaten umgeben, denen sich das fortschrittlichste Industrieland in Europa, England, angeschlossen hatte.

Mit dem Übergang der Macht in die Hände der Jakobiner entschlossen sich die Engländer in Frankreich zu intervenieren. Ihre Truppen und ihre Flotte besetzten unter Mitwirkung der Girondisten Toulon, den wichtigsten Kriegshafen Südfrankreichs. Der gegenrevolutionäre Aufstand in der Vendée und der Bretagne dehnte sich - von England unterstützt - immer weiter aus.

Die aus Paris geflohenen Girondisten und ihre Anhänger in einigen Teilen des Landes entfesselten zusammen mit dem monarchistischen Adel gegenrevolutionäre Aufstände in Bordeaux (Departement Gironde), Lyon und Marseille. Es gab einen Augenblick, an dem von den 83 französischen Departements nur 23 dem Konvent treu geblieben waren.

Marat-Mord

Eine weitere Gefahr stellten die Spione und Agenten in denjenigen Departements dar, die dem Konvent treu geblieben waren. Am 13. Juli 1793 drang die den Girondisten nahestehende Charlotte Corday unter einem Vorwand in Marats Haus ein und ermordete ihn durch einen Dolchstoß in der Badewanne. Das ganze revolutionäre Paris betrauerte Marat, den "Freund des Volkes".



Die Spione und Agenten in Frankreich

Der englische Premierminister William Pitt setzte für Spionage und Agententätigkeit in Frankreich fünf Millionen Pfund Sterling ein. Ende Juli 1793 fand man auf dem Festungswall von Lille eine Brieftasche, die ein englischer Spion verloren hatte. Aus den Schriftstücken, die man darin fand, war ersichtlich, dass dieser mit vielen Agenten in Frankreich in Verbindung stand, denen er teilweise monatliche Beträge von 2.500 Livres zahlte. Er organisierte Brände in einer Reihe von Städten, in Fabriken des Heeres sowie Segelwerkstätten, befasste sich mit dem Aufkauf von Gegenständen des notwendigen Bedarfs, um den Hunger zu vergrößern und eine allgemeine Hungersnot herbeizuführen. Verräter steckten in Bayonne Patronenfabriken in Brand und sprengten in Chemillé Artillerielager in die Luft.

Ein englischer Agent, der Bankier Boyd, bestach eine Reihe Deputierter des Konvents. In den Jakobinerklub drang ein österreichischer Spion ein und brachte viele geheime Beschlüsse in Erfahrung. Robespierre sah sich gezwungen, in sein Notizbuch einzutragen: "Man muss zwei Pläne bereit haben, einen für die Angestellten der Kanzlei." Den zweiten, den wirklichen Plan, musste man sogar vor gewissen engsten Mitarbeitern geheimhalten. Zwei österreichische Spione gaben sich im Straßburger Klub als verfolgte Patrioten aus und befassten sich unter einem Decknamen mit Spionagetätigkeit. Geistliche und Angehörige des Adels, die sich in den Apparat der jakobinischen Diktatur eingeschlichen hatten, betrieben eine gefährliche Unterminierungsarbeit. Noch verwickelter wurde die Lage der Französischen Republik durch die außerordentlichen Ernährungsschwierigkeiten und die Unzufriedenheit der Bauern, die noch immer die Feudallasten zu tragen hatten.

Im Winter 1791 kam es in Paris zu Hungerrevolten. Die Menge zertrümmerte Läden und forderte Herabsetzung der Preise für Brot und Zucker. An den Flüssen setzten sich Bauern, mit Heugabeln bewaffnet, in den Besitz der Barken, die Getreide brachten und verteilten es untereinander. In Mittel- und Südfrankreich nahmen die Armen die Ländereien der emigrierten Grundherren in Besitz und brannten deren Gutshäuser nieder.


Die revolutionäre Gewalt

Einen Ausweg aus den übergroßen Schwierigkeiten sahen die Jakobiner in der Errichtung einer festen revolutionären Gewalt, die mit den Feinden der Revolution rücksichtslos abrechnete.

Die von den Jakobinern ausgearbeitete Verfassung vom Juni 1793 bedeutete einen großen Fortschritt gegenüber der monarchistischen Verfassung von 1791, und sie gilt bis heute als eine der fortschrittlichsten bürgerlichen demokratischen Verfassungen. Diese demokratische Verfassung aber wurde unter den Bürgerkriegsverhältnissen nicht in Kraft gesetzt.

Robespierre

Den Grund dafür sprach Robespierre mit folgenden Worten aus: "Die revolutionäre Regierung braucht eine außerordentliche Aktivität, weil sie sich im Krieg befindet. Sie ist keinen stabilen Gesetzen unterworfen, weil die Umstände, unter denen sie herrscht, stürmisch sind und sich jeden Augenblick verändern. Sie ist genötigt, ohne Unterbrechung neue Quellen der Kraft gegenüber den sich schnell verändernden Gefahren zu entdecken... Die revolutionäre Regierung schuldet den guten Bürgern den nationalen Schutz; sie schuldet den Feinden nur den Tod..."

Egalité

Nach der Verfassung von 1793 wurde Frankreich zur demokratischen Republik erklärt. Das Stimmrecht wurde jedem Bürger gewährt, der das 21. Lebensjahr erreicht hatte. Das direkte Wahlrecht wurde eingeführt. Als diese Verfassung ausgearbeitet wurde, forderte Robespierre sogar die Beschränkung des Eigentums in soweit, als dies der Sicherheit, der Freiheit, der Existenz und dem Eigentum der Nächsten Eintrag tue. Er verkündete, dass "die Gesellschaft verpflichtet sei, sich um die Existenz aller ihrer Glieder zu kümmern". Aber Robespierre ging über verschwommene, unbestimmte Aufrufe zur Beschränkung des Eigentums nicht hinaus.
In der Verfassung von 1793 wurde das Eigentum als "das natürliche und unveräußerliche Recht des Menschen" bezeichnet.

Die Verfassung, die auf dem Höhepunkt der Französischen Revolution geschaffen worden war, war eine der demokratischsten bürgerlichen Verfassungen, bestätigte aber das Privateigentum und den Klassencharakter des Staates. Sie hat dem Volke weder Brot noch Arbeit gesichert, und sie konnte es auch nicht tun, da sie eine bürgerliche Verfassung war.

Als die Inkraftsetzung der Verfassung aufgeschoben wurde, organisierten die Jakobiner ihre Diktatur, um die Revolution vor der ihr drohenden Gefahren zu retten.

Der Staatsapparat der bürgerlich-demokratischen Diktatur der Jakobiner wurde in folgender Weise organisiert: Die Fülle der Macht gehörte seit dem Sommer 1793 dem vom Konvent gewählten Ausschuss der Öffentlichen Wohlfahrt (Wohlfahrtsausschuss), an dessen Spitze Robespierre stand. Ruhig, kaltblütig, stets sorgfältig gekleidet, zeigte Robespierre ein Beispiel von Mut in den schwersten Augenblicken. Die Feinde hassten ihn, aber bei dem einfachen Volk war er populär. Er war rechtlich denkend und galt als unbestechlich. Dem Ausschuss standen bevollmächtigte Kommissare des Konvents zur Verfügung, die in die Departements und an die Front geschickt wurden. Sie handelten entschlossen und revolutionär.

Als Saint-Just - ein Mann von großem Verstand und starkem Willen und der engste Mitarbeiter Robespierres im Wohlfahrtsausschuss - als Kommissar zur Rheinarmee gesandt wurde, belegte er die Reichen mit einer Steuer. In einem der Befehle schrieb Saint-Just: "10.000 Soldaten sind in unserer Armee barfuß. Ihr müsst morgen allen Aristokraten von Straßburg die Schuhe wegnehmen, und übermorgen um 10 Uhr morgen müssen die Wagen mit 10.000 Paar Schuhen auf dem Weg zu unserem Hauptquartier sein."

Außer auf die Kommissare stützte sich der Ausschuss auf den Klub der Jakobiner und einige Tausend seiner über das Land verstreuten Gruppen, der "Volksgesellschaffen" in den Provinzen und auf die revolutionären Kommunen und Sektionen (Kreise) in den Städten. Die Kommunen und Sektionen wählten überall entschlossen und schnell handelnde revolutionäre Ausschüsse. Ihre Kraft schöpfte die Regierung der Jakobiner aus der Unterstützung, die sie bei breiten Schichten der Bevölkerung fand.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Regierung war es, mit den Feinden der Revolution fertig zu werden - mit dem Adel, den monarchistischen Geistlichen, dem gegenrevolutionären girondistischen Bürgertum, den Verrätern und Spionen, von denen es in Frankreich wimmelte, mit den marodierenden Spekulanten, die am Hunger der Bevölkerung verdienten.

Die "Volksgesellschaften", die Revolutionsausschüsse und auch einzelne Bürger in den verschiedenen Orten halfen dem Wohlfahrtsausschuss und dem Revolutionstribunal, die Gegenrevolutionäre aufzuspüren und mit ihnen abzurechnen.

Sitzung des Revolutionstribunals

Vom Herbst 1793 an wirkte sich der revolutionäre Terror der jakobinischen Diktatur voll aus. Es wurde ein Erlass über die "Verdächtigen" veröffentlicht, zu denen die gezählt wurden, "die sich durch ihr Verhalten, durch ihre Verbindungen oder durch ihre Reden und Handlungen als Anhänger der Tyrannei und Feinde der Freiheit auswiesen". Alle Verdächtigen wurden sofort verhaftet. Als Verdächtige wurden auch die Geistlichen angesehen, die sich geweigert hatten, den Eid auf die Verfassung abzulegen. Den adligen Emigranten, die heimlich nach Frankreich zurückgekehrt waren, drohte die Todesstrafe. Die Gegenrevolutionäre, die an Aufständen teilnahmen, erschoss man. Die Führer der Girondisten wurden hingerichtet. Schließlich konnten die Aufstände unterdrückt, die Sabotage gebrochen und an den Fronten der Sieg errungen werden.

Die Bauern und das Kleinbürgertum in den Städten, das "Plebejertum", unterstützten die Jakobiner, die nicht nur die unmittelbaren Feinde der Revolution, sondern auch das Feudalwesen endgültig beseitigten.


Die Beseitigung der Feudallasten

Abschaffung der Feudalrechte

Am 17. Juli 1793 gaben die Jakobiner ein Dekret über die völlige und entschädigungslose Abschaffung aller Feudallasten heraus. In diesem Beschluss gab der Konvent den Befehl, alle Urkunden zu verbrennen, in denen die Rechte der Seigneurs aufgezeichnet waren. Die Güter der Emigranten wurden auf Anordnung des Konvents in kleine Landstücke aufgeteilt und verkauft. So gab man den Bauern das Gemeindeland zurück, das ihnen früher von den Seigneurs geraubt worden war. Gleichzeitig gestattete der Konvent, dass auf Verlangen eines Drittels der Hausbesitzer eines Dorfes die Gemeindeländereien aufgeteilt werden konnten, sofern jeder den gleichen Anteil erhielt. In den Kolonien schaffte der Konvent die Sklaverei ab, freilich erst nachdem die aufständischen schwarzen Sklaven in der französischen Kolonie Haiti bereits ihre Befreiung durchgesetzt hatten.


Das allgemeine Maximum

Im Herbst 1793 nahm der Konvent unter dem Druck der einfachen Bevölkerung, die infolge der zerrütteten Verhältnisse und besonders unter der Teuerung zu leiden hatten, ein Gesetz über das allgemeine Maximum an, d.h. über Höchstpreise auf alle Waren. Bei Überschreitung des Maximums drohte das Gesetz mit den schärfsten Strafen bis zur Todesstrafe. Man sandte bewaffnete Abteilungen aufs Land, um bei den Gutsbesitzern und den Wohlhabenden Bauern Getreide zu beschlagnahmen.

Mit der Festsetzung von Höchstpreisen für Lebensmittel und Waren des allgemeinen Bedarfs führten jedoch die Jakobiner auch Höchstsätze für den Arbeitslohn ein, wovon die Arbeiter schwer betroffen wurden.


Der Kampf gegen die Kirche

Während der Konvent entschlossen war, mit der gegenrevolutionären Geistlichkeit kurzen Prozess zu machen, unternahm die Kommune von Paris den Versuch, die Kirche abzuschaffen. Immer häufiger wurden Feierlichkeiten, wie Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen, ohne Hinzuziehung Geistlicher durchgeführt. Die Kirchen wurden geschlossen. Gleichzeitig machte die Kommune den Versuch, die Religion durch einen "Kult der Vernunft", zu ersetzen und veranstaltete Feiern, um dadurch dem Geiste der Aufklärung Ehre zu erweisen. Feierlichkeiten veranstaltete man auch aus Anlass wichtiger Augenblicke im Leben der Natur, der Geschichte der Menschheit und der französischen Revolution, zu Beginn und bei Beendigung von Feldarbeiten, wie z.B. der Ernte oder der Weinlese. Überall wurden zu Ehren der Revolution Triumphbögen errichtet und Umzüge veranstaltet, bei denen man Revolutionslieder sang. Die trüben Jahre des feudal-absolutistischen Regimes wurden von der ausgelassenen Fröhlichkeit der Revolutionsjahre abgelöst.

Auf Vorschlag von Robespierres, der den Kampf gegen die Religion nicht billigte, setzte der Konvent diese wieder ein, wenn auch in einem anderen Sinn. Auf Robespierres Rat hin schuf man einen Kult des "Höchsten Wesens", d.h. Gottes. Am besten diene man diesem "Höchsten Wesen", so wurde erklärt, wenn man die Pflichten des Bürgers erfülle. Zu Ehren des "Höchsten Wesens" wurden Feste veranstaltet.

Ein neuer Kalender wurde eingeführt. Die einzelnen Monate benannte man nach den Besonderheiten der Jahreszeit. So hieß z.B. ein Sommermonat Thermidor, der heiße Monat, ein Herbstmonat Brumaire, d.h. Monat der Nebel. Die Frühlingsmonate hießen: Ventôse (Monat der Winde), Germinal (Monat des Keimens der Samen), Prairial (Monat der Wiesen). Jeder Monat war in Dekaden eingeteilt, d.h. in Abschnitte von je zehn Tagen.


Die Neuorganisation des Heeres und die revolutionäre Taktik

Abmarsch des Revolutionsheeres

Ebenso entschlossen gingen die Jakobiner auch an die Reorganisation des Heeres. Obwohl die Soldaten kein Schuhwerk besaßen und oft nur mitPiken bewaffent waren, gelang es ihnen dank einer völlig neuen Taktik, den Sieg an den Fronten gegen die oft erdrückende Übermacht des gut bewaffneten Feindes zu erringen.

Bei den Heeren der Feudalstaaten fand noch die "Lineartaktik" Anwendung, die unter Friedrich II. ihre höchste Vollendung erreicht hatte. Bei diesem taktischen Verfahren wurde die gesamte Infanterie in gewaltige "Linien" auseinandergezogen, die an ihren Enden durch kurze Querkolonnen miteinander verbunden waren. Eine solche unbeholfene Masse bewegte sich langsam und nur auf ebenem Gelände. Die Offiziere, die aus Ländern kamen, in denen noch die Leibeigenschaft herrschte, wollten es vermeiden, die Soldaten auch nur für kurze Zeit ohne Aufsicht zu lassen.

Die Revolutionsheere hingegen konnten eine andere Taktik anwenden. Die Soldaten des republikanischen Heeres rekrutierte sich aus hauptsächlich Bauern, Handwerkern sowie Arbeitern. Den französischen Soldaten fehlte zwar die Erfahrung, aber sie wussten, im Gegensatz zu den angeworbenen Söldnern, wofür sie kämpften, hatten sie doch die Last der alten Feudalordnung abgeschüttelt.
Die veränderte Zusammensetzung des Heeres rief eine neue Art der Kriegführung ins Leben, die aufgelöste Schützenlinie und den Marsch in Kolonnen. Solche Kolonnen, denen enge Schützenketten voraus marschierten, konnten auf beliebigem - für die "Linien" ungeeignetem - Gelände kämpfen und nach Durchbrechen der feindlichen Reihen schnell die Truppen aus der Reserve heranziehen. Die Armee wurde in selbständige Korps eingeteilt, in denen alle Waffengattungen vertreten waren. "Sieg oder Tod!" hieß die Losung des Revolutionskrieges.

Schon im August 1793 hatte der Konvent ein neues Dekret über eine Massenaushebung herausgegeben. Alle Bürger vom 18. bis zum 25. Lebensjahre galten als mobilisiert zur Verteidigung der Heimat. "Die jungen Männer", hieß es in diesem Dekret, "werden an die Front gehen, um zu kämpfen. Die Verheirateten müssen Waffen schmieden und die Verpflegung heranschaffen. Die Frauen werden Kleidung und Zelte herstellen und in den Lazaretten Dienst tun. Die Kinder sollen Scharpie aus alten Wäschestücken zupfen. Die Greise lassen sich auf die Straße führen, um in den Soldaten Tapferkeit, Hass gegen die Könige und den Gedanken an die Einheit der Republik zu wecken."

Organisatoren der Siege waren die Kommissare und die Heerführer, die oft aus den untersten Schichten der Bevölkerung stammten. Unter den Generälen zeichnete sich durch besondere Tapferkeit der junge Hoche aus, der Sohn eines einfachen Soldaten. Er war in der Jugend Pferdeknecht gewesen und hatte dann an der Einnahme der Bastille teilgenommen. Eine große Rolle spielte in der neuen Heeresorganisation ein Militäringenieur, der Jakobiner Lazare Carnot.

Das Revolutionsheer schlug die gut ausgerüsteten Heere Österreichs und Englands. Ende 1793 wurden die Engländer aus Toulon vertrieben. Hier zeichnete sich zum ersten Male der junge Artilleriehauptmann Napoleon Bonaparte aus.

Die Aufständischen der Vendée wurden schwer geschlagen. Gegen die Girondisten, die Lyon genommen hatten, standen unter Führung der Konvontskommissare die Bauern auf. Eine Lawine von Bauern - mit Piken, Heugabeln und Sensen bewaffnet - stürzte sich von den umliegenden Bergen auf die Stadt. Lyon wurde genommen. Viele Häuser der Reichen wurden zerstört.

Empfang des Revolutionsheeres

Die Truppen der Jakobiner errangen am Rhein, auf elsässischem Gebiet, einen Sieg über die Österreicher. Aber erst am 26. Juni 1794 brachten die Heere des Konvents der Koalitionsarmee in der Schlacht bei Fleurus den heftigsten Schlag bei. Dadurch wurde der Krieg aus Frankreich auf das Gebiet des Gegners getragen.


Der Kampf der Strömungen innerhalb der Diktatur der Jakobiner

Der Kampf gegen die feudale und die bürgerliche Gegenrevolution und gegen den äußeren Feind hatte die Kräfte zusammen geschmiedet, die hinter den Jakobinern standen. Mit einem Male aber verstärkten sich seit dem Herbst 1793, als an den äußeren Fronten der Umschwung eintrat und die Aufständischen im Lande eine Niederlage erlitten hatten, im Lager der bürgerlichen Revolution die inneren Zwistigkeiten.

Die Armen litten Hunger, die Arbeiter waren mit der Einführung des "Maximums" für den Arbeitslohn nicht einverstanden. Die wohlhabenden Bauern, die das Dekret des Konvents ausnützten, zwangen die Armen, während der Ernte auf ihren Feldern Zwangsarbeit zu verrichten. Die "Wütenden" und die Anhänger Héberts - des Gehilfen des Staatsanwalts der Kommune -, die sich innerhalb der Kommune zu einer Gruppe zusammengetan hatten, forderten die Verstärkung des Terrors gegen die Spekulanten. Hébert verlangte Maßnahmen gegen die Reichen auf dem Lande und sogar gegen die kleinen Gemüsehändler.

Der Konvent ließ die "Wütenden" verhaften. Ihr Führer, Jacques Roux, der erfahren hatte, dass er dem Gericht des Revolutionstribunals übergeben sei, brachte sich einen tödlichen Stich mit dem Messer bei.

Fahrt zur Hinrichtung im Holzkarren

Im März 1794 wurden Hébert und seine Anhänger, die versucht hatten, die Macht zu ergreifen, verhaftet und hingerichtet. Danach wurde eine Verschwörung Dantons und seiner Anhänger in der Jakobinerpartei und im "Sumpf" aufgedeckt. Danton forderte nämlich, dass man mit dem Bürgertum Frieden schließe, und verlangte die Abschaffung des Terrors und die Beseitigung des Maximums. Zugleich bestand er auf einem Friedenschluss mit England. Schließlich wurde festgestellt, dass Danton Volksgelder veruntreut hatte. Man behauptete, er sei von England bestochen.
Einige Tage nach der Hinrichtung Héberts wurde Danton verhaftet und bald zusammen mit einer Reihe seiner Anhänger hingerichtet.

Trotz Beseitigung der Feudallasten blieb die Lage der Bevölkerung schwierig. Die Armen auf dem Lande besaßen keine Mittel, um das konfiszierte Land kaufen zu können. Ein besonderes Gesetz der Jakobiner bedrohte schon das Einbringen eines "Agrargesetzes", d.h. eines Gesetzes über eine allgemeine ausgleichende Landaufteilung, mit der Todesstrafe. Das Gesetz Le Chapelier ließ man in Kraft und verbot den Arbeitern jeden Zusammenschluss in Verbänden, schloss ihre Organisationen und bestrafte sie bei Streiks.
Robespierre, Saint-Just und die anderen Jakobiner sahen sich zunehmend der Gefahr einer gegenrevolutionären Umwälzung durch das Bürgertum gegenüber. Das Bürgertum war inzwischen stark geworden und bekämpfte heftig das Maximum.
Gerade in dieser Zeit entstanden viele neue Betriebe. Es entwickelte sieh trotz des Maximums ein Spekulationshandel.


Der gegenrevolutionäre Umsturz vom 9. Thermidor des Jahres II der Republik (27. Juli 1794)

Im bürgerlichen "Sumpf" und unter einem Teil der Jakobiner reifte eine Verschwörung gegen Robespierre und seine Anhänger heran. Robespierre erfuhr davon und beschloss, den Verschwörern zuvorzukommen und sie seinerseits anzugreifen.

Als er im Konvent erschien, verlangte er die Verhaftung der Verschwörer. Seine Feinde aber ließen ihn nicht sprechen, verhafteten ihn im Konvent und setzten ihn im Gefängnis fest. Die Kommune jedoch rief Hilfe herbei und befreite Robespierre, der sich sogleich auf das Rathaus begab, wo die Kommune von Paris ihre Sitzungen abzuhalten pflegte. Da umstellten die gegenrevolutionären Verschwörer das Rathaus mit Truppen. Robespierre wurde verhaftet, wobei er verwundet wurde. Dies geschah am 9. Thermidor des Jahres II nach dem neuen Revolutionskalender (27. Juli 1794).

Am darauf folgenden Morgen wurden Robespierre, Saint-Just und ihre Anhänger für außerhalb des Gesetzes stehend erklärt und hingerichtet.

An die Macht gelangten nun die sogenannten Thermidorianer, ein gegenrevolutionäres Bürgertum, das sich anschließend mit Terror gegen die Bevölkerung wandte.



Fortsetzung VII

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