Start

Beiträge zur Geschichte  









Fortsetzung VII


Die Französische Revolution von 1789 bis 1794

Der gegenrevolutionäre Thermidor-Konvent und das Direktorium

Der Thermidor-Konvent

Nach dem gegenrevolutionären Umsturz des 9. Thermidor gelangte eine neue Bourgeoisie zur Macht, die während der Revolution durch Spekulationen reich geworden war. Unter den Thermidorianern befanden sich viele Deputierte, die früher dem "Sumpf" nahegestanden hatten. Jetzt spielten diese spekulierenden Geschäftemacher eine angesehene Rolle. Die erste Aufgabe der an die Macht gekommenen Thermidorianer war, den Apparat der Jakobinerdiktatur zu zertrümmern und an seine Stelle den Machtapparat der gegenrevolutionären Großbourgeoisie zu setzen. Vor allem wurden dem Wohlfahrtsausschuss die früheren gewaltigen Vollmachten genommen. Er wurde zu einem gewöhnlichen Ausschuss, neben sechzehn anderen. Ihm verblieben nur die auswärtigen Angelegenheiten und die Leitung der Heere. Die inneren Angelegenheiten wurden dem Ausschuss für Fragen der Gesetzgebung übertragen. Es verstärkte sich ferner, die Bedeutung des neuen Ausschusses für öffentliche Sicherheit, der aus Thermidorianern bestand.

Der Jakobinerklub wurde geschlossen. Sein Gebäude versiegelt. Die Abteilungen des Klubs in den verschiedenen Städten Frankreichs, die "Volksgesellschaften", wurden aufgelöst. Die bürgerlichen Gegenrevolutionäre jagten auch die Pariser Sektionen auseinander, die im Verlaufe der Revolution eine so große Rolle gespielt hatten.

Der Revolutionsausschuss von Paris wurde aufgelöst und durch eine von der Regierung ernannte Kommission ersetzt. Die revolutionären Ausschüsse in den französischen Städten wurden gleichfalls liquidiert. Die Girondisten holte man in den Konvent zurück. Alle diese Maßnahmen waren von schärfstem gegenrevolutionären Terror begleitet. Überall verhaftete man die Jakobiner. Die Scharen der Jeunesse dorée (Goldenen Jugend), junger Nichtstuer und Prasser, verprügelten die Arbeiter auf der Straße, verfolgten die Jakobiner bis in ihre Häuser und verübten Grausamkeiten an ihnen.

Ebenso gingen die Thermidorianer auf dem Gebiete der Wirtschaftspolitik mit den Gesetzen um, die ihnen die Jakobiner hinterlassen hatten.
Am 24. Dezember 1794 schaffte der Thermidor-Konvent das "Maximum" ab. Die Spekulanten schraubten sofort die Preise hoch.

Die Abschaffung des "Maximums" traf die Armen und die Sansculotten überaus schwer. Im Zusammenhang mit der Ausgabe einer großen Menge Papiergeldes wuchs die Teuerung immer mehr an. "Die maßlose Teuerung läßt den armen Arbeiter mit vier Livres oder 100 Sous pro Tag stöhnen und vor Hunger sterben", schrieb die Zeitung "Der Volkstribun". Unter der Bevölkerung herrschte der Hunger, das Elend war riesengroß. In jener Zeit kostete das Pfund Brot 16 Livres, ein Paar Stiefel 1.200 Livres, während sich gleichzeitig der Luxus der reichen Schichten mit ihrem Prunk, ihrem Goldschmuck und ihren Brillanten breit machte.

Teuerung und Hungersnot waren im Frühjahr 1795 besonders drückend. "Auf den Straßen kann man Unglückliche sehen, die vor Schwäche und Erschöpfung umfallen", teilten die Zeitungen mit. "Schaut in den Straßen einiger Stadtviertel bei Sonnenaufgang auf diese ausgemergelten Gestalten, auf diese immer mehr anwachsenden 'Schlangen', die sich an den Türen der Läden bilden", schrieb eine andere Zeitung.

Die Soldaten erhielten Schuhe mit Pappsohlen und Mäntel aus brüchig gewordenem Stoff; die Lieferanten aber für die Armee verdienten riesige Summen.

Im Frühjahr 1795 versuchten die hungrigen Menschen zweimal einen Aufstand zu machen. Der erste Aufstand der zur Verzweiflung gebrachten Menschen von Paris erfolgte im April (Germinal) unter der Forderung "Brot und die Verfassung von 1793". Das hungrige Volk, das in das Konventsgebäude eindrang, forderte die Rückkehr der Jakobiner und die Wiederherstellung der Verfassung von 1793. Gegen das rebellierende Volk erhob sich das ganze bürgerliche Paris. Die Arbeiter wurden mit Truppengewalt in ihre Vorstädte zurückgedrängt; jetzt begannen Verhaftungen, Verbannungen und Hinrichtungen.

Ein zweites Mal erhob sich die Bevölkerung vom 20. bis zum 23. Mai (im Prairial) zum Aufstand. Es gelang ihr sogar, mehrere Kanonen zu erobern. Jedoch fehlte dieser Bewegung die notwendige Organisation. Starke Artillerie, die die Regierung einsetzte, zerstörte einige Arbeiterbezirke. Nach Unterdrückung dieses zweiten Aufstandes (im Prairial) erreichte der Terror des gegenrevolutionären Bürgertums seinen Höhepunkt. Viele Jakobiner wurden erschossen oder in den Gefängnissen totgeschlagen.

Nach der Niederschlagung der revolutionären Aufstände führte der Konvent der Thermidorianer eine Reihe von Maßnahmen zur Stärkung der Zentralgewalt durch. Im August 1795 nahm der Konvent eine neue Verfassung an. Das allgemeine Wahlrecht wurde abgeschafft. Das Stimmrecht erhielt nur, wer die direkte Boden- oder Kopfsteuer zahlte.


Das Direktorium

Jetzt wurden zwei Kammern gebildet, in die man die Vertreter des Besitzes wählte. Die untere Kammer, der "Rat der Fünfhundert", schlug die Gesetze vor, die obere Kammer, der "Rat der Alten", bestätigte sie. Die beiden Kammern wählten fünf Direktoren, das sogenannte Direktorium, dem sie die ausführende Gewalt übertrugen. So stärkte die Verfassung der Thermidorianer von 1795 die Herrschaft der Großbourgeoisie. Das im Jahre 1795 eingesetzte Direktorium bestand vier Jahre (bis 1799).

Im Oktober 1795 (Vendémiaire des IV. Jahres der Republik) begann mitten in Paris selbst ein bewaffneter Aufstand von Royalisten (Anhängern des Königtums), die die Republik gänzlich zu beseitigen trachteten und zu der Form des Staates, wie sie vor der Revolution bestand, zurückkehren wollten. Die Durchführung der militärischen Maßnahmen gegen die Aufständischen wurde dem General Bonaparte anvertraut, dem es durch geschickte Verteilung der Artillerie und kaltblütige Lenkung des Geschützfeuers auf die gefährlichsten Gegenkräfte gelang, den Aufstand niederzuschlagen. Der Konvent war dem General Bonaparte für die Rettung zu Dank verpflichtet. Am 25. Oktober ging der Konvent auseinander und die neue Verfassung trat in Kraft.

Die Jahre des Direktoriums gingen in die Geschichte als Jahre weiteren Aufblühens der Spekulation und des Börsenspiels ein, gleichzeitig aber als Jahre schrecklichster Nöte und Leiden der Bevölkerung. Der Wert des Geldes sank weiter. Die Preise für Gegenstände des täglichen Bedarfs stiegen auf das 230fache, der Arbeitslohn aber nur auf das 63fache.

Die wirtschaftliche Entwicklung Frankreichs unter dem Direktorium wird von Marx und Engels folgendermaßen beurteilt: "Die Revolution hatte die bürgerliche Gesellschaft von den feudalen Banden befreit... jedoch erst unter der Regierung des Direktoriums bricht sie in gewaltigen Lebensströmungen hervor. Sturm und Drang nach kommerziellen Unternehmungen, Bereicherungssucht, Taumel des neuen bürgerlichen Lebens... erste Bewegungen der frei gewordenen Industrie – das sind einige von den Lebenszeichen der neuentstandenen bürgerlichen Gesellschaft."

Etwa 300 Deputierte der gesetzgebenden Kammern waren offen Royalisten und warteten nur auf den geeigneten Augenblick, um die Monarchie wieder herzustellen. Unter Ausnutzung des gegen die Revolution gerichteten Terrorsystems begannen die Monarchisten zu handeln. In der Vendée erhob sich wiederum der Aufruhr.


Babeuf und die "Verschwörung der Gleichen"

Babeuf

Als die Unzufriedenheit mit der Politik des Direktoriums aufs äußerste gestiegen war, entstand unter dem Kleinbürgertum und unter den Arbeitern eine große Verschwörung gegen die Regierung. An der Spitze dieser Verschwörung stand Babeuf. Er war 1760 in Nordfrankreich geboren und stammte aus einer armen Familie. Vom 16. Lebensjahr an musste er arbeiten. Die Not zwang ihn, in den Dienst eines Gutsbesitzers zu treten, in dessen Archiven er nach Urkunden über längst vergessene Vorrechte der Grundherren forschte, damit sein Seigneur dann mit Hilfe solcher Urkunden von den Bauern die Übernahme zusätzlicher Dienstverpflichtungen fordern konnte. Diese Arbeit förderte in Babeuf die Ablehnung der feudalen Ordnung. Im Jahre 1789, also gerade im Jahr des Beginns der Revolution, trat Babeuf mit einer Broschüre hervor, in der er die Beseitigung des feudalen Grundbesitzes und die Aufteilung des Bodens unter die Bedürftigen vorschlug.

In der Zeit des Direktoriums, als die Auseinandersetzung immer schärfere Formen annahm, gab Babeuf seinen früheren Plan auf.
"Die Früchte der Erde gehören allen", erklärte er nun, "die Erde aber niemandem" ... "die kommunistische Ordnung ist die einzig gerechte, einzig normale." Jetzt hielt Babeuf die Errichtung einer Kommune für notwendig. Diejenigen Besitzer, die sich weigerten, ihren Besitz an die Kommune abzugeben, sollten ihre Bürgerrechte verlieren und als "verdächtig" erklärt werden.
In der Kommune soll - nach der Meinung Babeufs - Gleichheit hergestellt werden. "Wir brauchen die Gleichheit, aber nicht nur eine solche, die in der Erklärung der 'Menschen- und Bürgerrechte' verzeichnet ist; wir wollen dass sie unter uns herrscht, unter den Dächern unserer Wohnungen." (Babeuf: Manifest der Gleichen)

Babeuf bestand auf der Herstellung der äußerlichen Gleichheit aller Bürger. Jedes Mitglied der Gesellschaft soll die Erzeugnisse seiner landwirtschaftlichen oder handwerklichen Arbeit an öffentliche Magazine abführen. Eine besondere "Verpflegungsverwaltung" führt eine Statistik über alle Arbeitenden und alle Naturaleingänge. Sie "verteilt auch alle Gegenstände nach dem Grundsatze strengster Gleichmäßigkeit unter die Bürger". So lief also Babeufs Vorschlag darauf hinaus, die erzeugten Güter gerecht und gleichmäßig zu verteilen, unabhängig von dem, was jedes Mitglied der Gesellschaft erarbeitet hat. Ein solch utopischer Kommunismus war unter den ökonomischen- und kulturellen Voraussetzungen nicht zu realisieren, da zu diesem Zeitpunkt die Kapitalakkumulation gerade ihren historischen Durchbruch erlebte.

Babeuf stellte die Forderung einer revolutionären Herrschaft der Ärmsten auf, um damit eine Bresche in die Macht des Reichtums zu schlagen. Er versuchte, seine Theorien in die Praxis umzusetzen. Im Jahre 1796 organisierte er eine Verschwörung, wurde aber von einem Provokateur verraten, daraufhin verhaftet und ein Jahr später hingerichtet. Bald nach seiner Verhaftung versuchten Babeufs Anhänger einen Aufstand der Soldaten des Lagers in Grenelle (in einem Vororte vom Paris) zu entfachen; ein Erfolg war auch ihnen nicht beschieden.

Babeufs Verschwörung war der erste Versuch in der Geschichte, eine kommunistische Ordnung durch einem bewaffneten Aufstand zu verwirklichen. Er musste scheitern, da die Möglichkeiten der Zeit, nur einer bürgerlichen Gesellschaft eine Perspektive boten. Sein Versuch war historisch verfrüht.


Die Kriege des Thermidor-Konvents und des Direktoriums

Im Zusammenhang mit der Teilung Polens zwischen Russland, Preußen und Österreich entstanden im Jahre 1795 im Lager der feudalen Koalition starke Spannungen.

Frankreich benutzte die allgemeine Unzufriedenheit, die bei seinen Feinden über die Aufteilung der Beute herrschte, und schloss mit Preußen, das seine Verbündeten verriet, einen Sonderfrieden. In diesem Frieden, der im Jahre 1795 in Basel geschlossen wurde, gelang es Frankreich, die Früchte aller der Siege zu ernten, die seine Heere schon, in der Revolutionszeit erfochten hatten. Die Länder auf dem linken Rheinufer wurden an Frankreich abgetreten.


Der General Bonaparte

Währenddessen ging der Krieg mit Österreich und England weiter. In diesem Krieg zeichnete sich besonders der junge General Napoleon Bonaparte aus.

Napoleon Bonaparte

Napoleon Bonaparte war im Jahre 1769 auf der Insel Korsika geboren. Diese Insel war erst drei Monate vor Napoleons Geburt französisch geworden. Napoleons Vater, der Advokat war und aus verarmtem Adel stammte, hielt zur französischen Partei und schickte seinen Sohn auf französische Schulen. Napoleon studierte auf der Kriegsschule des Städtchens Brienne. Mürrisch, grobschlächtig, mit schlechter Aussprache des Französischen, zog der kleine Napoleon die Aufmerksamkeit seiner Kameraden auf sich, die ihn neckten und ihn seiner korsischen Aussprache wegen verspotteten. Da er aber glänzend lernte, konnte er schon mit 15 Jahren auf die Pariser Kriegsschule übersiedeln, die er mit ausgezeichneten Kenntnissen, besonders in Mathematik und Geschichte, abschloss. Schon als junger Mann verfasste er eine Schrift über die Ballistik (die Lehre von der Bewegung geworfener oder geschossener Körper).

Während der Belagerung von Toulon im Jahre 1793 zeichnete sich Bonaparte dadurch aus, dass er die dabei eingesetzte Artillerie nach einem von ihm entworfenen Plan in Stellung brachte. Die Beschießung der Stadt war erfolgreich. Die Engländer, die interveniert hatten, wurden geschlagen und Toulon wurde genommen. Als Dank für diesen Sieg beförderte der Konvent den 24jährigen Bonaparte zum General.

Jahre 1795 schlug Bonaparte mit einem mörderischen Artilleriefeuer in Paris den Aufstand der Royalisten nieder, die versucht hatten, die Macht zu ergreifen. Zum Oberbefehlshaber der Truppen von Paris ernannt, blieb er in dieser Stellung nicht lange, sondern übernahm den Oberbefehl über das Heer, das in Oberitalien gegen die Österreicher kämpfen sollte.


Der italienische Feldzug Bonapartes

Nopoleon in Italien

Um diese Ernennung beneidete ihn niemand. Die besten französischen Truppen standen, gut versorgt und ausgerüstet, am Rhein. Italien galt als Nebenkriegsschauplatz. Das an der italienischen Grenze stehende Heer war schlecht gekleidet, die Soldaten trugen Holzschuhe (sabots). Weder Soldaten noch Offizieren zahlte man ihren Sold. Allgemein bestand die Meinung, dass dieses Heer zu einem Angriffsunternehmen nicht tauge, dass es im besten Fall einen Teil der österreichischen Truppen vom Rhein abziehen werde.

Das Heer fiel förmlich auseinander, denn die Disziplin sank immer mehr; plündernde und marodierende Soldaten waren gewöhnliche Erscheinungen. Doch Bonaparte verzagte nicht, als er die Truppe, deren Oberbefehlshaber er geworden war, in diesem Zustande vorfand. Er stellte einen großzügigen, umfassenden Plan auf, der darin bestand, dass er Italien zum Aufmarschgebiet für die Eroberung Europas und des Ostens machen wollte. Und bald ging er daran, diesen Plan zu verwirklichen.

Zunächst stellte er die Disziplin wieder her und brachte die Versorgung des Heeres wieder in Ordnung. Von allen Truppenkommandeuren erzwang er vollen Gehorsam.

Seinem Gehilfen, General Augereau, der um einen Kopf größer war als er, drohte Bonaparte: "General, Sie sind um einen Kopf größer als ich; wenn Sie aber meine Befehle nicht ausführen, so werden Sie dieses Vorzugs verlustig gehen." Dieser General gab später zu, dass Bonaparte ihm "Furcht eingeflößt" habe.

Als Bonaparte dann zum Feldzuge antrat, wandte er sich an die Soldaten und versprach ihnen die Schätze Italiens. In seinem Befehl hieß es: "Soldaten, euch fehlt es an Bekleidung, ihr seid schlecht ernährt. Ich werde euch in die fruchtbarsten Länder der Welt führen." Gleichzeitig verkündete er in einem anderen Befehl lügnerisch, dass er nach Italien marschiere, um das italienische Volk von den Österreichern zu befreien und den Druck der feudalen Regierungen von ihm zu nehmen.

Der Einbruch des französischen Heeres in Italien ging in schnellem Tempo vor sich. Die Österreicher erlitten eine Niederlage nach der anderen. Mit seinem Vormarsch aber wurde zugleich offenbar, wie lügnerisch Bonapartes Versicherung war, seine Kriegführung in Italien diene der Befreiung des italienischen Volkes. Bonaparte sah auf das Volk immer mit Verachtung herab.

Das hatte er schon in Frankreich bewiesen. Schon am 10. August 1792, am Tage des Sturzes der Monarchie, hatte Napoleon Ludwig XVI. einen Feigling gescholten, weil er sich nicht dazu entschließen konnte, gegen das aufständische Volk Kanonen auffahren zu lassen.

Über die Volksaufstände des Jahres 1795 in Paris schrieb Bonaparte: "Der schlimmste Stand ist das einfache Volk." Er hielt es für notwendig, gegen alle, die sich an diesen revolutionären Aufständen beteiligten, rücksichtslos vorzugehen.

Italien wurde von ihm ausgeplündert, die Volksbewegungen in Italien wurden mit aller Schärfe unterdrückt. So gab Napoleon z.B. den Befehl, die ganze Bevölkerung eines Städtchens wegen Ungehorsams auszurotten, und ließ dann, als die Einwohner von den Soldaten mit dem Bajonett niedergemacht worden waren, diese Stadt anzünden.

Eine andere italienische Stadt übergab Napoleon seinen Soldaten für 24 Stunden zur Plünderung. Die Dörfer, in deren Umgebung französische Soldaten von Ortsbewohnern getötet worden waren, ließ er niederbrennen.

Napoleons Heer machte in Italien große Beute an Geschützen, Waffen, Proviant und Futtermitteln. Den eroberten Ortschaften wurden Kontributionen in Millionenhöhe auferlegt. Wertvolle Skulpturen, Gemälde aus den Museen, Kirchengeräte, Brillanten und Gold wurden geraubt und nach Paris gebracht.

Nachdem Napoleon fast ganz Italien besetzt hatte, nahm er dem Papst Pius VI. einige seiner Besitzungen fort. Bald darauf wurde Pius VI. gefangengenommen und nach Frankreich überführt. Aus der Vatikanbibliothek raubte Napoleon viele kostbare Handschriften und sandte sie nach Paris.

Durch Bestechung österreichischer Generäle erhielt Napoleon von den Plänen des österreichischen Generalstabes Kenntnis, wodurch ihm der Weg zum Sieg erleichtert wurde. Er überschritt die österreichische Grenze rückte bis fast an Wien heran und vernichtete die ihm entgegengeworfenen gut gerüsteten österreichischen Truppen.

Es rief allgemeines Erstaunen hervor, dass zu einer Zeit, als die beste französische Armee am Rhein immer wieder Niederlagen erlitt, die abgerissene, nur dürftig gekleidete und - wenigstens am Anfang des Feldzuges - undisziplinierte Armee Napoleons die so vortrefflich versorgten und ausgerüsteten österreichischen Truppen vernichtete.

Das geschlagene Österreich war bereit, Frieden zu schließen. Auf Grund des zu Campo Formio im Jahre 1797 geschlossenen Friedens wurden die auf dem linken Rheinufer eroberten Gebiete Frankreich einverleibt. Frankreich erhielt außerdem die österreichische Niederlande. Österreich wurde durch Venedig entschädigt. Dieses italienische Gebiet geriet unter österreichisches Joch.

Es entstanden gleichzeitig auf italienischem Boden eine Reihe von "Tochterrepubliken", die in Wirklichkeit von Frankreich abhängig waren. Savoyen war schon früher unmittelbar mit Frankreich vereinigt worden. Auch die Schweiz und Holland wurden von Frankreich abhängige Republiken.

Auf das französische Bürgertum und ganz Europa machten die Siege Napoleons über Österreich einen großen Eindruck. Frankreichs Einfluss in Europa wuchs außerordentlich.

Der Krieg ging indessen weiter, ohne dass sein Ende abzusehen gewesen wäre. Der Hauptfeind Frankreichs, England, das durch eine starke Flotte geschützt war und die Rohstoffe, die die Industrie benötigte, aus seinen Kolonien bezog, blieb unangreifbar. Der englische Ministerpräsident William Pitt (der Jüngere) war der Organisator des Krieges gegen Frankreich. Er versorgte die Feudalstaaten Europas mit Geldmitteln, damit sie den Krieg gegen Frankreich durchführen konnten, und schuf eine "Koalition" (einen Bund) dieser Staaten.


Der Feldzug nach Ägypten und Syrien

Napoleon in Ägypten

Die Französische Republik beschloss nun, den Kampf gegen England so zu führen, dass sie ihre Schläge gegen die empfindlichsten Stellen des englischen Machtbereichs richtete. Unter Ausnutzung eines in Irland vorbereiteten Aufstandes sandte Frankreich seine Truppen unter dem Befehl des Generals Hoche dorthin. Dieser Versuch missglückte jedoch. Napoleon schlug nunmehr einen Feldzug gegen Indien vor, um England die wertvollste "Perle der englischen Krone" zu nehmen. (Ein Teil von Indien hatte ja bis 1763 zu Frankreich gehört.) Um diesen Feldzug beginnen zu können, musste man aber zunächst Ägypten erobern. Bonaparte erklärte: "Der Herr Ägyptens wird der Herr Indiens werden." Das Direktorium gab zu diesen Plänen seine Einwilligung. Bonaparte segelte im Mai 1798 mit 350 Schiffen und einem Heer von 30.000 Mann nebst Artillerie nach Ägypten ab.

Um einer Begegnung mit der stärkeren englischen Flotte aus dem Wege zu gehen, ließ Napoleon das Gerücht ausstreuen, er beabsichtige, durch die Meerenge von Gibraltar zu fahren und eine Landung auf Irland zu unternehmen. Daraufhin ließ der englische Admiral Nelson alle Segel setzen und eilte nach Gibraltar, um dort Napoleon aufzulauern. Aber die französische Flotte nahm von Toulon Kurs nach Alexandrien. Als Nelson sich davon überzeugt hatte, dass Napoleon ihn getäuscht hatte, setzte er wieder alle Segel und jagte diesmal nach Alexandrien.

Er beeilte sich derart, dass er Bonaparte genau um 48 Stunden zuvorkam. Als er ihn an den Gestaden Ägyptens nicht antraf, glaubte er fest daran, dass Bonaparte sich nach Konstantinopel gewandt habe und eilte dorthin in der Überzeugung, sich diesmal nicht geirrt zu haben. Währenddessen aber landete Napoleon, in aller Ruhe, in Alexandrien (Ägypten) und begann den Vormarsch in die Tiefe des Landes.

Der Feldzug in Ägypten und in Syrien war ein Misserfolg. Die Bevölkerung Ägyptens war vom türkischen Sultan abhängig, wurde aber faktisch von den feudalen Mamelucken beherrscht, die eine starke Reiterei besaßen. Nach Besiegung der Mamelucken bei den Pyramiden zog Bonaparte tiefer in das Land hinein. Die Araber und die Kopten, Nachkommen der alten Bevölkerung Ägyptens, sowie die Syrier leisteten verzweifelten Widerstand und vergifteten die Brunnen. In Syrien ließ Napoleon die ganze Bevölkerung von Jaffa, um sie für ihren Widerstand zu bestrafen, niedermetzeln. Viertausend vor Jaffa gefangene türkische Soldaten wurden ans Meeresufer geführt und alle bis zum letzten Mann erschossen.

Als Bonaparte bis vor Akkon gelangt war, das die Türken und Araber mit englischer Hilfe verteidigten, misslang ihm die Einnahme der Stadt. Er befahl den Rückzug. Die ununterbrochenen Kämpfe, die sengende Sonnenglut und die Pest setzten dem Heere Napoleons schwer zu. Dazu war die Verbindung mit Frankreich bereits unterbrochen. Admiral Nelson hatte endlich in Erfahrung gebracht, wo Napoleon gelandet war und vernichtete mit seiner Flotte die Schiffe, auf denen das französische Heer nach Ägypten übergesetzt worden war.


Der Feldzug Suworows

Zu dieser Zeit erhielt Napoleon die Nachricht, dass Russland, das im Jahre 1798 in den Krieg gegen Frankreich eingegriffen hatte, Truppen nach Italien schicke. Die französischen Truppen wurden geschlagen und Italien von den Heereskräften Suworows besetzt. Im Jahre 1799 überschritt der russische Heerführer den St. Gotthardpass bei furchtbarem Schneesturm, und seine Truppen drangen in die Schweiz ein. Als Napoleon erfuhr, dass alle Ergebnisse seiner Siege in Italien vernichtet seien und zudem in Frankreich selbst die Stellung des Direktoriums erschüttert sei, führte er seine Armee nach Ägypten zurück, schlug sich selbst mit Mühe durch eine Kette englischer Wachschiffe durch und traf im Oktober 1799 in Paris ein.


Der Staatsstreich 18. Brumaire

Napoleon Bonaparte zu Pferd

Das Bürgertum begrüßte Bonaparte mit Begeisterung. Damals hatte das Direktorium, das sich mit allerhand dunklen Geschäftemachern, Spekulanten und unredlichen Elementen, die die Staatskasse betrogen, umgeben hatte, nicht nur bei der Bevölkerung, sondern auch bei den Bürgern jedes Ansehen verloren. Das Bürgertum verlangte eine starke Gewalt, die sowohl die Monarchisten wie die Jakobiner mit eiserner Hand niederhalten und zugleich den Krieg gegen die feudale Koalition und England erfolgreich führen konnte. Die Bourgeoisie brauchte einen erfolgreichen Degen. Ihre Blicke richteten sich auf Bonaparte. Und Bonaparte entschloss sich zum Staatsstreich. Die Pariser Bankiers unterstützten ihn. Am 9. November 1799 (dem 18. Brumaire des VIII. Jahres der Republik) versammelte Bonaparte am frühen Morgen die ihm ergebenen Truppen um sich.

Angesichts der Gefahr einer angeblich von Bonaparte aufgedeckten Verschwörung verlegten der "Rat der Alten" und der "Rat der Fünfhundert" ihre Sitzungen nach St. Cloud, einer kleinen Stadt in der Nähe von Paris. Die Bewachung beider Räte vertraute man dem wirklichen Organisator der Verschwörung, Bonaparte, an.

Am anderen Tage ließ Bonaparte in St. Cloud Truppen aufmarschieren und beide Räte auseinanderjagen. Die Direktoren setzte er ab und ließ zwei von ihnen verhaften.

Mehrere Dutzend der eben auseinandergejagten Deputierten ließ Bonaparte sodann festnehmen und zwang sie, ein Gesetz anzunehmen, auf Grund dessen die Staatsgewalt an drei "Konsuln" übergehen solle, an deren Spitze er selbst stand. Daraufhin übernahm Bonaparte die Führung dieser neuen Regierung, der neben ihm zwei ehemalige Direktoren angehörten, die an der Verschwörung teilgenommen hatten: der frühere Abt Sieyès und Reger Ducos.

Nach einem Monat, im Dezember, trat die von Bonaparte diktierte Verfassung des VIII. Jahres der Republik in Kraft (1799).

Auf Grund dieser Verfassung wurde die ganze Macht dem ersten Konsul übertragen. Die beiden anderen Konsuln erhielten nur beratende Stimme. Die Konsuln ernannten den Senat. Dieser wiederum ernannte aus der Zahl einiger tausend von der Bevölkerung gewählter Kandidaten die Mitglieder anderer gesetzgebender Einrichtungen.

Die Verfassung setzte fest, dass alle Gesetze von einer gesetzgebenden Institution - dem Staatsrat - einzubringen, von einer anderen - dem Tribunat - zu beraten, von einer dritten - der gesetzgebenden Körperschaft - anzunehmen oder abzulehnen und von einer vierten - dem Senat - zu bestätigen seien. Natürlich verloren bei einem solch aufwendigen Verfahren alle diese Körperschaften jede Bedeutung.

Die ganze Macht befand sich in den Händen des Generals Bonaparte, des Schützlings der Großbourgeoisie, dem das Heer als Stütze seines Regimes diente.

Bald nach dem Staatsstreich des 18. Brumaire rief Bonaparte die Pariser Bankiers zusammen und forderte sie auf, eine Zusatzanleihe zu zeichnen. "Wir werden alle zeichnen", verkündete der Bankier Mallet im Namen aller Anwesenden. "Gibt es in Paris einen Bankier oder Kaufmann, der angesichts so vieler herrlicher Hoffnungen zögern würde; sein grenzenloses Vertrauen, der Regierung zum Ausdruck zu bringen?" Die Börse reagierte auf den Staatsstreich durch eine Kurserhöhung der Staatspapiere. Die Schichten des französischen Bauernstandes, die Land erhalten hatten, hofften, dass Bonaparte, mit dessen Namen die glänzendsten Siege in den Kriegen gegen die feudale Koalition verbunden waren, Frankreich gegen den äußeren Feind und die Emigranten schützen und so ihren während der Revolution erworbenen Landbesitz garantieren werde.
Mit der Machtübernahme durch Napoleon ging die bürgerliche Revolution in ihre imperiale Phase über. Nach mehreren Kriegen endete diese schließlich mit der Entmachtung und Verbannung Napoleons.



PSG e.V., Geschichts-AG








 

GLASNOST, Berlin 1992 - 2019