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1. Der WEU-Ministerrat hielt heute seine erste ordentliche Tagung ab, seit am 20. November 1992 in Rom die Beschlüsse zur Erweiterung der WEU gefaßt wurden und die Verlegung des Rates und des Sekretariats der WEU nach Brüssel erfolgte. Neben den Außen- und den Verteidigungsministem der neun gegenwärtigen Mitgliedstaaten nahmen auch die Minister des künftigen Mitgliedstaats Griechenland, der künftigen assozi- ierten Mitgliedstaaten Island, Norwegen und Türkei sowie der Beobachter Dänemark und Irland an dieser Tagung teil. Die Minister begrüßten die Fortschritte, die während der letzten sechs Monate im Hinblick auf die Stärkung der Rolle der WEU erreicht wurden, und besprachen weitere mögliche Schritte. Die Minister erörterten ferner ausführlich die Lage im ehemaligen Jugoslawien sowie den Beitrag der WEU zur Suche nach einer friedlichen Lösung. Die WEU und das europäische Sicherheitsumfeld 2. Die Minister unterstrichen ihr Bekenntnis zur Entwicklung der Rolle der WEU als Verteidigungskomponente der Europäi- schen Union und als Instrument zur Stärkung des europäischen Pfeilers der Atlantischen Allianz auf der Grundlage der Er- klärung von Maastricht und der Petersberg-Erklärung. Die Minister nahmen mit Befriedigung die diesbezüglichen Fort- schritte zur Kenntnis. Die Minister begrüßten das Ergebnis des dänischen Referen- dums vom Vortag über den Vertrag über die Europäische Union sehr. 3. Die schwere Krise im ehemaligen Jugoslawien unterstreicht eindringlich, daß für den Bereich der Sicherheit zuständige internationale Organisationen eng zusammenarbeiten müssen, um den politischen Willen ihrer Mitgliedstaaten mit dem Ziel zu bündeln, nach wirksamen Mitteln zur Konfliktverhütung, Krisenbewältigung und Friedenserhaltung zu suchen. Ange- sichts der größeren Rolle der Vereinten Nationen und der Bedeutung eines Ausbaus der Zusammenarbeit im Rahmen der KSZE unterstrichen die WEU-Minister erneut ihre Bereit- schaft, einzelfallbezogen und im Einklang mit den Verfahren der WEU die wirksame Umsetzung von Konfliktverhütungs- und Krisenbewältigungsmaßnahmen einschließlich friedens- erhaltender Aktivitäten dieser Organisationen sowie gemein- samer Bemühungen mit anderen Staaten zu unterstützen. Sie betonten, daß es notwendig ist, die Streitkräfte auf einem Niveau zu belassen, daß so wirksam ist, daß die Erfordernisse der gemeinsamen Verteidigung und die in der Petersberg- Erklärung der WEU festgelegten Aufgaben erfüllt werden können. Ehemaliges Jugoslawien 4. Die Minister sprachen ausführlich über die außerordentlich ernste Lage im ehemaligen Jugoslawien und insbesondere in Bosnien-Herzegowina. Während die Minister die Tatsache verurteilten, daß die bosni- schen Serben den Vance/Owen-Friedensplan noch immer nicht angenommen haben, und betonten, daß das am letzten Wochenende in Bosnien-Herzegowina abgehaltene Referen- dum keine Rechtskraft besitzt und sein Ergebnis daher bedeu- tungslos ist, bekräftigten sie ihre uneingeschränkte Unterstüt- zung für eine baldige Umsetzung des Vance/Owen-Friedens- plans und aller von der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten sowie der Völkergemeinschaft vorgesehenen Maßnahmen, mit denen eine politische Lösung des derzeitigen Konflikts herbeigeführt und das physische und politische Überleben der moslemischen Bevölkerung Bosnien-Herzego- winas sichergestellt werden soll. Die Minister wiesen darauf hin, daß keine Option - sei sie militärischer oder sonstiger Art - ausgeschlossen sei, und einigten sich darauf, in Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten, Rußland und den anderen interessierten Parteien den Druck auf Serbien und Montenegro sowie die bosnischen Serben aufrechtzuerhalten, um sie zu veranlassen, den Vance/ Owen-Friedensplan anzunehmen und ihre Angriffe sowie ihre Politik der ethnischen Säuberungen sofort einzustellen. Die Minister verurteilten die jüngsten Angriffe kroatischer Streitkräfte Bosniens auf moslemische Zivilisten und schlos- sen sich der scharfen Warnung der Europäischen Gemein- schaft und ihrer Mitgliedstaaten an Kroatien an, in der mög- liche Reaktionen angedroht werden, sollten die Kroaten ihre Haltung nicht ändern. Sie äußerten die Hoffnung, daß die Treffen in Mostar den Feindseligkeiten ein Ende bereiten. Die Minister erinnerten ferner an frühere Erklärungen der jugoslawischen Behörden zu internationalen Beobachtern entlang der Grenze zwischen Serbien-Montenegro und Bos- nien-Herzegowina und vertraten die Ansicht, daß Präsident Milogevid seine Bereitschaft, alle Hilfeleistungen an die bosni- schen Serben - mit Ausnahme humanitärer Hilfe - einzustel- len, in der Praxis durch Beweise für seine Zusage untermauern solle. 5. Die Minister erteilten dem Ständigen Rat das Mandat, - im Einklang mit der WEU-Planung zur "Sicheren Zone" Sarajewo, die den Vereinten Nationen unterbreitet wurde, eine Studie über die Einrichtung von verschiedenen in der Resolution 824 des UN-Sicherheitsrats vorgesehenen Sicherheitszonen sowie Sicherheitszonen in Mostar und andere mögliche Zonen in die Wege zu leiten; - zu prüfen, welche Rolle die WEU im Zusammenhang mit der Umsetzung des Vance/Owen-Friedensplans in Abstim- mung mit der NATO übernehmen könnte; - die Möglichkeiten auszulosen, die die WEU in bezug auf die Koordinierung der Ablösung der von ihren Mitgliedstaaten im Rahmen von UNPROFOR eingesetzten Kontingente hat, sowie die mögliche Beteiligung der WEU-Mitgliedstaaten an Schutzmaßnahmen für die obengenannten Sicherheits- zonen unter VN-Mandat zu prüfen. 6. Die Minister waren sich darin einig, daß die Stärkung der UN-Sanktionen durch die strikte Umsetzung der einschlägigen Resolutionen des Sicherheitsrats, insbesondere der Resolution 820, auch weiterhin eine der Reaktionen der Völkergemein- schaft auf die starre Haltung der bosnischen Serben sein sollte. Die Minister lenkten besondere Aufmerksamkeit auf die beiden Beiträge, die die WEU in diesem Zusammenhang leistet: - Seit Juli 1992 führen WEU-Schiffe und -Flugzeuge in enger Abstimmung mit der NATO in der Adria Embargoüberwa- chungsmaßnahmen durch; später kamen Operationen zur Durchsetzung des Embargos hinzu. Im Gefolge der Verab- schiedung der Resolution 820 des Sicherheitsrats erörterten die WEU und die NATO Möglichkeiten zur Erhöhung der Wirksamkeit dieser Operationen zur Durchsetzung des Embargos. - Das Angebot, Bulgarien, Rumänien und Ungarn bei der Umsetzung des Embargos auf der Donau im Einklang mit den einschlägigen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats zu unterstützen, das die Minister für ihrer Tagung in Luxem- burg am 5. April gemacht hatten, wird nunmehr in die Tat umgesetzt. Die Minister dankten den Regierungen Bulgariens, Rumäniens und Ungarns für die Zusammenarbeit bei der Einleitung dieser gemeinsamen Initiative ziviler Art, die in enger Abstimmung mit den Bemühungen anderer Organisationen, insbesondere der EG und der KSZE, sowie in Verbindung mit den Sank- tionsunterstützungsmissionen an Land durchgeführt werden soll. Sie begrüßten die Zustimmung der Anrainerstaaten zur Stationierung von Vorausmannschaften, die nun bereits vor Ort sind, um die rasche Umsetzung der Initiative vorzuberei- ten. Die Minister würdigten die von der Präsidentschaft unter- nommenen Anstrengungen und vereinbarten, daß Italien die Koordinierung dieser Initiative vor Ort sicherstellt. Beziehungen zu anderen Staaten 7. Die Minister sahen ihrem für den Folgetag anberaumten Tref- fen mit ihren Kollegen aus den Partnerstaaten Zentraleuropas im Konsultationsforum mit großen Erwartungen entgegen, auf dem sie den Dialog, die Konsultation und die Zusammenarbeit vertiefen und Sicherheitsfragen von gemeinsamem Interesse erörtern wollen. 8. Die Minister stimmten darin überein, daß es für die WEU wichtig ist, ihre Beziehungen zu anderen Staaten in dem Maße auszubauen, wie ihre Rolle an Bedeutung gewinnt. Sie begrüßten die Beitrittsverhandlungen zwischen der Euro- päischen Gemeinschaft und einigen EFTA-Staaten und äußer- ten ihre Bereitschaft, falls die betroffenen Staaten es wün- schen, in der Zeit bis zum Beitritt geeignete Kontakte zu Finnland, Österreich und Schweden herzustellen, um diesen Staaten Informationen über die Rolle der WEU in diesem Zusammenhang zukommen zu lassen. Die Minister unterstrichen die Bedeutung von Stabilität und Sicherheit im Mittelmeerbecken für die WEU-Mitgliedstaaten und kamen überein, den mit den Maghreb-Staaten eingeleite- ten Dialog weiterzuentwickeln. Angesichts der gewachsenen Bedeutung der Rolle der WEU baten die Minister die Präsidentschaft und das Sekretariat, auch künftig sicherzustellen, daß andere interessierte Staaten Informationen über die Aktivitäten der WEU erhalten. St„rung der Rolle der WEU 9. Die Minister begrüßten die fruchtbaren Arbeitsbeziehungen, die in Brüssel zwischen der Arbeitsgruppe von Vertretern der Verteidigungsministerien (DRG), den militärischen Delegier- ten und der Planungszelle hergestellt wurden. Diese Zusam- menarbeit ermöglichte es der Planungszelle, ihre Arbeit von einer festen Grundlage aus zu beginnen, und führte auch zur Formulierung von Grundsätzen für die Organisation und das Funktionieren der WEU in Krisenzeiten. Sie begrüßten ferner den wertvollen Beitrag, den die Generalstabschefs der WEU auf ihrem Treffen in Rom am 22. April 1993 geleistet haben, dem ersten Treffen dieser Art, an dem künftige Mitglieder und assoziierte Mitglieder der WEU teilnahmen. Auf der Grund- lage früherer Studien und unter Berücksichtigung der Empfeh- lungen der Generalstabschefs vereinbarten die Minister, daß die Planungszelle in Umsetzung des französisch-italienisch-spani- schen Vorschlags Studien zur Verbesserung der europäischen Zusammenarbeit in der Luft und auf See vorantreiben und die Studien in bezug auf die Kapazitäten für strategische Mobilität fortschreiben soll. 10. Der WEU-Ministerrat nahm den Bericht der DRG zur Kennt- nis und beauftragte den Ständigen Rat, rechtzeitig bis zur nächsten Ministertagung Schlußfolgerungen sowie einen Fort- schrittsbericht bezüglich der der WEU zugeordneten militäri- schen Einheiten, insbesondere für die Durchführung friedens- erhaltender und humanitärer Operationen, zu erarbeiten. Die Minister nahmen mit Befriedigung zur Kenntnis, daß alle Mitgliedstaaten im Begriff sind, diejenigen militärischen Ein- heiten und Stäbe zu benennen, die sie der WEU für verschie- dene eventuelle Aufgaben zur Verfügung stellen wollen. Diese sollten schnell verlegbare Einheiten der Luft-, See- und Land- streitkräfte und Stäbe umfassen, von denen WEU-Operationen befehligt werden können. 11. Die Minister begrüßten folgende Erklärung der französischen, deutschen und belgischen Minister zum Eurocorps: Die am Europäischen Korps beteiligten Staaten erinnern an den Inhalt des vom Rat zur Kenntnis genommenen deutsch-französischen Memorandums vom 30. Novem- ber 1992, wonach sie das Europäische Korps als Bestand- teil der Einheiten betrachten, die als "der WEU zugeord- nete militärische Einheiten" benannt werden. 12. Die Minister begrüßten ferner eine Erklärung Belgiens, der Bundesrepublik Deutschland, der Niederlande und des Ver- einigten Königreichs, der zufolge die Einheiten, die sie für militärische Aufgaben unter der Befehlsgewalt der WEU zur Verfügung stellen wollen, folgende multinationale Verbände als Teil der "der WEU zugeordneten militärischen Einheiten" umfassen werden: - die Multinational Division (Central), die sich aus belgi- schen, britischen, deutschen und niederländischen Einheiten zusammensetzt, - den amphibischen Verband des Vereinigten Königreichs und der Niederlande. 13. Die Minister ersuchten den Ständigen Rat, zum frühestmög- lichen Zeitpunkt Gespräche mit Vertretern der an diesen Angeboten beteiligten Staaten aufzunehmen, und die Bezie- hungen zwischen der WEU und diesen multinationalen Ver- bänden als der "der WEU zugeordneten militärischen Einhei- ten" festzulegen. Die Minister vereinbarten, daß die zuständigen Gremien der WEU eine Reihe allgemeiner Regeln und Verfahrensricht- linien aufstellen sollen, die für alle der WEU zugeordneten militärischen Einheiten gelten sollen. 14. Die Minister begrüßten die Fortschritte, die bei der Einrich- tung des WEU-Satellitenzentrums erzielt wurden. Insbesonde- re nahmen sie mit Befriedigung die Unterzeichnung des Ab- kommens zwischen Spanien und der WEU am 1. Dezember 1992 über die Überlassung des Grundstücks und des Gebäudes in Torrejon, die Lieferung der Erstausrüstung, die Unterzeich- nung der HELIOS-Vereinbarung und die offizielle Einwei- hung am 28. April 1993 zur Kenntnis. Die Minister stellten ferner fest, daß die Phase 2 der Studie zur Realisierbarkeit eines WEU-Satellitensystems (main system feasibility study), die in eine eigenständige europäische weltraumgestützte Be- obachtungskapazität münden soll, nunmehr eingeleitet worden ist, und sie gaben der Hoffnung Ausdruck, daß ihnen nach Abschluß der Studie Ende 1993 eine Kostenschätzung der Optionen vorgelegt werden wird. 15. Die Minister verwiesen erneut auf die Bedeutung der Aktivitä- ten der WEU in bezug auf die Umsetzung von Rüstungskon- troll- und Abrüstungsübereinkünften, insbesondere des KSE- Vertrags und des Vertrags über den Offenen Himmel. Im Hinblick auf die Zusammenarbeit der WEU hinsichtlich des Vertrags über den Offenen Himmel verwiesen die Minister auf die von der Arbeitsgruppe ausgearbeiteten einstweiligen Re- geln für den Betrieb eines Pools von Beobachtungssystemen, mit dessen Hilfe nationale Ressourcen so kostengünstig wie möglich eingesetzt werden sollen. Sie kamen überein, an dritte Parteien heranzutreten, um deren Interesse an einer Beteili- gung an dem Pool zu sondieren. Die Minister unterstrichen ferner die Notwendigkeit einer fortgesetzten Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten bei der Verifikation des KSE- Vertrags. 16. Die Minister vereinbarten die Überführung der Öffentlich- keitsarbeit der EUROGROUP und der Funktionen von EURO- COM in die WEU. Sie stellten außerdem fest, daß die Gesprä- che über die Überführung der Funktionen von EUROLOG und EUROLONGTERM weitergehen. Rüstungskooperation 17. Die Verteidigungsminister der dreizehn Länder der früheren IEPG traten heute morgen erstmals seit der Überführung der IEPG-Funktionen in die WEU zusammen. Sie bekräftigten die sechs Schlüsselprinzipien, auf die sich die Zusammenarbeit in Rüstungsfragen stützen sollte, und betonten insbesondere, daß alle Beschlüsse über solche Fragen im Rahmen der WEU von den dreizehn Staaten getroffen werden sollten. Sie verständigten sich auf eine Reihe organisatorischer Aspekte der Überfüh- rung, die anschließend vom Rat der Dreizehn förmlich ange- nommen wurden. 18. Die Verteidigungsminister werden mindestens einmal jährlich vor einer WEU-Ratstagung zusammentreten, um die Aktivitä- ten des Forums für Rüstungskooperation zu überwachen, das künftig den Namen Westeuropäische Rüstungsgruppe (WERG) tragen wird. Der Vorsitz wechselt auch künftig turnusgemäß unter den dreizehn Staaten. Die Treffen der Nationalen Rüstungsdirektoren, die auch in Zukunft den Ver- teidigungsministem berichten werden, werden weiterhin das Kernstück der Arbeit der WERG bilden. Die Minister kamen überein, den Sitz des Ständigen Sekretariats der früheren IEPG nach Brüssel zu verlegen. Die Minister vereinbarten, auf den Verbindungen zwischen der früheren IEPG und der NATO aufzubauen, indem sie die in. der Petersberg-Erklärung verein- barten praktischen Maßnahmen zur Entwicklung der Bezie- hungen zwischen der WEU und der NATO auf die Rüstungs- kooperation im Rahmen der WEU anwenden. Die Minister nahmen den Beschluß der Nationalen Rüstungsdirektoren zur Kenntnis, eine Studiengruppe damit zu beauftragen, die mög- liche Rolle einer Europäischen Rüstungsagentur zu prüfen.
1. Die Außen- und die Verteidigungsminister Bulgariens, Est- lands, Lettlands, Litauens, Polens, Rumäniens, der Slowakei, der Tschechischen Republik und Ungarns traten am 20. Mai 1993 mit dem WEU-Ministerrat in Rom zusammen. Im Ein- klang nit den auf der Tagung am 20. November 1992 in Rom gefaßten Beschlüssen nahmen neben den Außen- und den Verteidigungsnünistern der neun gegenwärtigen WEU-Mit- gliedstaaten auch die Minister des künftigen Mitgliedstaats Griechenland, der künftigen assoziierten Mitgliedstaaten Is- land, Norwegen und Türkei sowie der Beobachter Dänemark und Irland an dieser Tagung teil. Dies war die erste Minister- tagung, seit am 19. Juni 1992 in Bonn Maßnahmen zur Stärkung der Beziehungen und zur Strukturierung des Dialogs, der Konsultationen und der Zusammenarbeit zwischen der WEU und den Staaten Zentraleuropas verabschiedet wurden. 2. In Anerkennung der Bedeutung, die ihrem Meinungsaustausch zukommt, vereinbarten die Minister der WEU-Länder und der WEU-Konsultationspartner Zentraleuropas, den Begriff "WEU-Konsultationsforum", der bereits auf die mindestens zweimal jährlich stattfindenden Treffen auf Botschafterebene Anwendung findet, von nun an auch auf ihrejährlichen Tagun- gen auszudehnen. 3. In den Gesprächen wurde der Lage im ehemaligen Jugosla- wien besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Minister ver- urteilten die Tatsache, daß die zuständigen Stellen der bos- nischen Serben den Vance/Owen-Friedensplan noch immer nicht angenommen haben, und begrüßten den Teil des Kom- muniques des WEU-Ministerrats, der das ehemalige Jugosla- wien betrifft und am Vortag vereinbart wurde. In ihren Ge- sprächen erörterten die Minister die Beiträge der WEU zu den Bemühungen der Völkergemeinschaft um Befriedung dieser Region. 4. Die WEU-Minister setzten ihre Konsultationspartner von den Operationen in Kenntnis, die die WEU in enger Abstimmung mit der NATO unternimmt, um das Embargo in der Adria durchzusetzen. Die Minister begrüßten die WEU-Initiative auf der Donau, die darauf abzielt, Bulgarien, Rumänien und Ungarn bei der strik- ten Umsetzung der in den Resolutionen 820, 787, 757 und 713 des UN-Sicherheitsrats vorgesehenen Sanktionen zu unterstüt- zen und mit diesen Staaten zusammenzuarbeiten. Sie begrüß- ten die Unterzeichnung dreier diesbezüglicher Vereinbarungen in Rom. Die Minister betonten, daß die Donau-Mission, die zivilen Charakter trägt, ein konkretes Beispiel für die Zusammenar- beit zwischen der WEU und einigen ihrer Konsultationspart- ner darstellt. Sie bekräftigten die Bedeutung dieser Zusam- menarbeit und ihre Entschlossenheit, die gemeinsamen Bemü- hungen fortzusetzen und somit einen Beitrag zur Suche nach einer friedlichen Lösung der Krise zu leisten. Ferner hoben die Minister hervor, wie wichtig es ist, den gegenwärtigen Kon- flikt in Grenzen zu halten, und waren sich darin einig, daß eine Aggression gegen ein Land infolge der Tatsache, daß dieses Land Operationen unterstützt, denen ein UN-Mandat zugrunde liegt, eine Angelegenheit wäre, die die Völkergemeinschaft direkt betrifft. 5. Die Minister sprachen ausführlich über die Entwicklung der Beziehungen zwischen der WEU und ihren Konsultätionspart- nem sowie über das derzeitige europäische Sicherheitsumfeld und die damit verbundenen Herausforderungen. Sie bekräftig- ten die Bedeutung, die einer Intensivierung dieser Beziehun- gen als eines wertvollen Beitrags zu einer stabileren und friedlicheren, auf Partnerschaft und Zusammenarbeit gegrün- deten Ordnung in Europa zukommt. 6. Im Hinblick auf den baldigen, geordneten und vollständigen Rückzug ausländischer Truppen aus den Hoheitsgebieten der baltischen Staaten in völligem Einklang mit dem Völkerrecht bekräftigen die Minister, daß sie die uneingeschränkte und bedingungslose Umsetzung der einschlägigen Bestimmungen des Dokuments des Helsinki-Gipfels von 1992 und der Schlußfolgerungen des KSZE-Rates von Stockholm unter- stützen. 7. Die Minister erkannten an, welch wichtige Rolle der WEU durch die Beschlüsse von Maastricht und Petersberg zugewie- sen wird, und begrüßten die im November 1992 in Rom getroffenen Entscheidungen, die WEU zu erweitern. Die Mini- ster waren sich darin einig, daß der politische Dialog innerhalb des Konsultationsforums dazu beitragen sollte, eine klarere Vorstellung von der Rolle der WEU bei der Entwicklung der Sicherheits- und Verteidigungspolitik der künftigen Europäi- schen Union zu erhalten, und einen Rahmen bilden sollte, innerhalb dessen Sicherheits- und Verteidigungsfragen von gemeinsamem Interesse erörtert werden könnten; damit wäre man in der Lage, von den jeweiligen Auffassungen in umfas- senderen Foren gegenseitig Kenntnis zu nehmen, ohne die Zusammenarbeit im Rahmen des Atlantischen Bündnisses zu duplizieren. Die Entwicklung der Beziehungen der WEU zu ihren Konsultationspartnern würde auch künftig die immer enger werdenden Beziehungen zwischen den Ländern Zentral- europas und der künftigen Europäischen Union mit ihren Mitgliedstaaten widerspiegeln und das Ziel verfolgen, die Zone von Stabilität und Sicherheit in Europa auszuweiten. 8. Die Minister begrüßten den allmählichen Ausbau der opera- tionellen Fähigkeiten der WEU, einschließlich der Schaffung der Planungszelle, und einigten sich darauf, die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen der WEU und ihren Konsulta- tionspartnern insbesondere in den Bereichen Konfliktverhü- tung, Krisenmanagement, Friedenserhaltung und Umsetzung des KSE-Vertrags und des Vertrags über den Offenen Himmel auszuloten und zu fördern. Die Minister hoben insbesondere die Bedeutung eines Mei- nungsaustausches über Friedenserhaltung hervor. Während sorgfältig darauf geachtet werden sollte, Doppelarbeit zu vermeiden, könnte dieser Punkt in Seminaren erörtert werden, in denen praktische Erfahrungen auf dem Gebiet der Friedens- erhaltung verglichen werden. 9. Die Minister brachten ihre Befriedigung darüber zum Aus- druck, daß der Dialog im Konsultationsforum dank der Ta- gungen, die auf Botschafterebene am 14. Oktober 1992 in London und am 20. April 1993 in Brüssel stattfanden, intensi- ver wird. Sie ermutigten ihre Vertreter in Brüssel, den regel- mäßigen Austausch von Unterlagen und Informationen über Angelegenheiten im Sicherheits- und Verteidigungsbereich, die von gemeinsamem Interesse sind, zu verstärken. Zur Er- leichterung dieses Ziels vereinbarten die Minister die Einset- zung einer Gruppe von Botschaftsräten in Brüssel, die sich aus hochrangigen Vertretern der Delegationen der WEU-Länder und Botschaftsräten der Konsultationspartner zusammenset- zen soll. Diese Gruppe, die mindestens drei- oder viermal im Jahr tagen soll, würde einen ausführlicheren Meinungsaus- tausch pflegen und die Treffen des Konsultationsforums vor- bereiten. 10. Die Minister begrüßten die enge Zusammenarbeit, die sich zwischen dem WEU-Institut und den entsprechenden Stellen der zentraleuropäischen WEU-Partnerländer entwickelt. Ins- besondere würdigten sie das Stipendienprogramm des Instituts für junge Forscher aus Zentraleuropa und vereinbarten, daß das Programm in den nächsten drei Jahren allmählich erweitert werden soll. 11. Ferner begrüßten sie die verstärkten Kontakte zwischen der WEU-Versammlung und den Parlamenten der Konsultations- partner.
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