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Fortsetzung 3Marlis Meergans, Eberhard NollDie Pariser KommuneDie September-RepublikKarl Marx über die September-Republik:"Die Orleanisten (15) haben sich der starken Stellungen bemächtigt der Armee und der Polizei , während den angeblichen Republikanern die Schwatzposten zugeteilt sind. Einige ihrer ersten Handlungen bewiesen ziemlich deutlich, daß sie vom Kaiserreich nicht nur einen Haufen Ruinen geerbt haben, sondern auch seine Furcht vor der Arbeiterklasse ..." (16) In einem an die Arbeiter aller Nationen gerichteten Manifest warnte die französische Sektion der Internationale noch am 21. Juli 1870 eindringlich vor einem neuen europäischen Krieg. Am selben Tage enthielten sich in Norddeutschen Reichstag die sozialistischen Abgeordneten Wilhelm Liebknecht und August Bebel bei der Abstimmung über die von Bismarck geforderten Rüstungskredite der Stimme. Sie motivierten ihre Haltung schriftlich: "... Die zur Führung des Krieges dem Reichstag abverlangten Geldmittel können wir nicht bewilligen, weil dies ein Vertrauensvotum für die preußische Regierung wäre, die durch ihr Vorgehen im Jahre 1866 den gegenwärtigen Krieg vorbereitet hat. Ebensowenig können wir die geforderten Geldmittel verweigern, denn es könnte dies als Billigung der frevelhaften und verbrecherischen Politik Bonapartes aufgefaßt werden. Als prinzipielle Gegner jedes dynastischen Krieges, als SozialRepublikaner und Mitglieder der Internationalen Arbeiterassoziation, die ohne Unterschied der Nationalität alle Unterdrücker bekämpft, alle Unterdrückten zu einem großen Bruderbunde zu vereinigen sucht, können wir uns weder direkt noch indirekt für den gegenwärtigen Krieg erklären und enthalten uns daher der Abstimmung, indem wir die zuversichtliche Hoffnung aussprechen, daß die Völker Europas, durch die jetzigen unheilvollen Ereignisse belehrt, alles aufbieten werden, um sich ihr Selbstbestimmungsrecht zu erobern und die heutige Säbel und Klassenherrschaft als die Ursache aller staatlichen und gesellschaftlichen Übel zu beseitigen."(17) Der Krieg ließ sich jedoch nicht mehr aufhalten; unter anderem deshalb nicht, weil sowohl am kaiserlichen Hof in Paris als auch in der Umgebung Wilhelm 1. mächtige Kräfte alles daran setzten, eine erreichbar gewesene friedliche Lösung der französisch preußischen Differenzen zu hintertreiben. Für den deutschfranzösischen Krieg brauchte die Frage des Angriffs oder Verteidigungskrieges nicht gestellt zu werden. Die Bonapartisten benötigten den Krieg, weil ihnen das Messer an der Kehle saß, so daß sie nur noch auf diesen letzten Verzweiflungsstreich hofften; und Preußen benötigte ihn, um, Nie Bismarck später selbst offenherzig bekannte, auch das südliche Deutschland zu "verpreußen" wie es 1866 schon Norddeutschland "verpreußt" hatte; nicht jedoch für die Einigung Deutschlands, die auch so gekommen wäre, sondern für die Einigung Deutschlands unter preußischer Vorherrschaft. Napoleon III. war die französische Armee im Sommer 1870 von Marschall Leboeuf, dem Kriegsminister, als "bereit bis zum letzten Gamaschenknopf" gemeldet worden. In Wirklichkeit befand sie sich in einem kaum zu beschreibenden Zustand. Nicht ein einziges Mal sah sich die Armee im Stande, den straff geführten und waffentechnisch überlegenen preußischen Einheiten auch nur hinhaltenden Widerstand zu leisten. Eine kleine Auslese aus der Flut der SOSTelegramme, die sich auf das Kriegsministerium ergossen, bezeugt das heillose Durcheinander:
SaintCloud, 26. Juli An Krieg Stelle fest, daß es der Armee an Zwieback und Brot mangelt. Könnte man das Brot nicht in der Pariser Intendanz backen und nach Metz schicken? Napoléon August, 7 Uhr früh Der Kaiser an den Bürgermeister von Etain. Haben sie Nachricht von der Armee? Napoléon
Belfort, 21. Juli, 7 Uhr früh General Michel an Krieg In Belfort angekommen, habe weder meine Brigade noch Divisionsgeneral gefunden. Was tun, wo sind meine Regimenter? Gleich nach Eröffnung der Feindseligkeiten erlitt die französische Armee bei Weißenburg und Fröschweiler schwere Niederlagen. Napoleon wollte die Armee von Charlons auf Paris zurückführen, die Kaiserin jedoch war Überzeugt, daß die Rückkehr Napoleons in die Hauptstadt dort zum Ausbruch einer Revolution führen würde, und ließ dies dem Kaiser übermitteln. Die Bewegungen der französischen Armee wurden weniger von militärischen Erwägungen als von politischen Notwendigkeiten diktiert. Das alles mußte zur Niederlage von Sedan führen, dazu, daß Napoleon kapitulierte und den Preußen eine Armee von 100.000 Mann auslieferte. In den ersten Tagen bemühte sich die kaiserliche Regierung natürlich, die Wahrheit zu verheimlichen, und die Pariser Börsenspekulanten machten sogar Geschäfte, indem sie einen glänzenden Sieg bekanntgaben. Die Hiobsbotschaften von der Front sickerten durch nach Paris. Am 16. August kam es zu ersten Unruhen, als eine Gruppe von Blanquisten im Arbeiterviertel La Vilette eine Feuerwache angriff, in der Hoffnung dort Waffen zu finden, mit deren Hilfe ein allgemeiner Aufstand entfacht werden sollte. Der Handstreich mißglückte. Vor allen waren es jedoch die Pariser Arbeiter, die der kaiserlichen Regierung Sorge machten. Am 9. August als sich die neue Regierung der gesetzgebenden Körperschaft vorstellte, drängten sich auf dem Place de la Concorde zehntausende von Arbeitern zu einer Kundgebung. Die Demonstranten forderten die Republik und liefen zum Stadthaus, in dem die republikanischen Abgeordneten berieten. Jene hatten es weniger eilig die Republik zu proklamieren. Starke militärische Kräfte wurden nach Paris verlegt um die Regierung vor der Bevölkerung zu schützen. Die Niederlagen der französischen Armee folgten einander mit unglaublicher Schnelligkeit. Währenddessen war die Regierung weit davon entfernt, alle Kräfte der Nation gegen die Preußen zu konzentrieren. Sie berief nicht einmal die Mobilgarde ein und bewaffnete sie nicht, sie tat alles um auch die Bewaffnung der Pariser Nationalgarde zu erschweren. Ihre Hauptsorge war es, zu verhindern, daß das Proletariat von Paris die Waffen in die Hände bekam. Die Folge dieser Politik war, daß man im August 1870 Formationen der Nationalgarde sehen konnte, die mit Stöcken exerzierten. Zahlreiche Einheiten erschienen der Regierung nicht vertrauenswürdig genug, als das man sie hätte einsetzen können. Der 4. September Dann kam der Abend des 3. September. Zwei Tage zuvor war die Nachricht von der Niederlage MacMahons und der Gefangennahme des Kaisers bekanntgeworden. Am 3. September glich ganz Paris einem Hexenkessel. Die Straße gehörte den Massen. Die Abgeordneten in Paris wußten nur zu gut was das Volk von Paris zu erreichen vermochte, und besorgt um ihre politische Zukunft, veranlaßten sie die sofortige Einberufung der Kammer. Ihrem Anliegen wurde stattgegeben und bereits um Mitternacht begannen die Deputierten zu beraten. Den Vorsitz führte Kanonenkönig Schneider aus Le Creusot. Zu Beginn der Sitzung forderte Jules Favre im Namen der bürgerlichen "Linken" die sofortige Absetzung des Kaisers und seiner Familie. Und so wurde es dann auch Hals über Kopf von der Mehrheit beschlossen, in der Hoffnung, es würde damit Schlimmeres, zum Beispiel die Erstürmung des Parlamentsgebäudes durch das Volk oder gar ein wirklicher Machtwechsel, verhindert. Die Rechnung ging auf, wenn es auch anfangs nicht den Anschein hatte. Am folgenden Tag waren alle treulich auf ihren Posten. Am Vormittag des 4. September stürmten zehntausende von Pariser Arbeitern gemeinsam mit der Nationalgarde das Palais Bourbon, wo noch immer die gesetzgebende Körperschaft tagte. Bezeichnend für die 'Situation war, daß man gerade darüber diskutierte, ob man die Formulierung "In Anbetracht der Vacanz des Thrones" durch die elastische Wendung "In Anbetracht der Umstände" ersetzen sollte, alles nur, um das Wort Rücktritt zu vermeiden. Das Palais Bourbon wurde mit dem Ruf "Rücktritt" und "Es lebe, die Republik'' Großunternehmer Schneider sah zum ersten Mal in seinem Leben, Nie Männer aus dem Volk die Plätze der Abgeordneten einnahmen. Es waren die Pariser Arbeiter, die am 4. September die Republik proklamierten, der zu diesem Zeitpunkt ganz Frankreich ohne Widerspruch zujubelte. Die Köpfe die sich dieser Republik bemächtigten, sich den Namen "Regierung Der Nationalen Verteidigung" gaben, rekrutierten sich aus alteingesessenen Handlangern des bankrotten Bonapartismus. Diesen Leuten, von denen Marx später sagte, sie seien die " historischen Schuhputzer des Bonapartismus" gewesen, ging es vielmehr um die Verteidigung der Rechte der französische Bourgeoisie als am die Verteidigung Frankreichs. Wer waren die führenden Köpfe, die sich nun mit weißen Westen Volksvertreter schimpfend anschickten das Wohl der Französischen Nation auf ihren Schultern zu tragen? An der Spitze der neuen Bourgeoisrepublik stand LouisAdolphe Thiers, Innenminister der Jahre 183234, Ministerpräsident von 183640. 1871 Chef der Exekutivgewalt und Präsident der Republik. 1848 erstickte er eine Erhebung des Pariser Proletariats in einem Meer von Blut; 1871 übertraf er dies Heldentat als er zum Henker der Kommune wurde.General der französischen Armee und Oberbefehlshaber der Pariser Armee wurde LouisJules Trrochu. An der Verteidigung Frankreichs war ihm wenig gelegen, wie sich noch zeigen wird. "Militärischen Ruhm" errang er erst bei der Zerschlagung der Kommune; tausende von toten Kommunarden kommen auf sein Konto. Außenminister der neuen Regierung wurde ClaudeGabrielJules Favre. 1848 war er bereits Generalsekretär im Innenministerium und unter Napoleon III. war er stellvertretender Außenminister. Er führte die Verhandlungen über die Kapitulation von Paris und den Friedensschluß mit Preußen.JulesFrancoisCamille Ferry war als Bürgermeister von Paris ebenfalls Mitglied der sog. Regierung der Nationalen Verteidigung. Während der Hungersnot in Paris erschlich er sich durch Unterschlagung und Betrug ein riesiges Vermögen. Sein brutales Vorgehen gegen die Kommune wurde erst sehr spät honoriert: 1880 wurde er Ministerpräsident. Finanzminister und späterer Innenminister wurde LouisJosephErnest Picard. Auch er verschuf sich durch Betrug und Spekulation ein gewaltiges Vermögen.Die Generalität der neuen Regierung bestand ausnahmslos aus begeisterten Bonapartisten. Die Generäle Galliffet, Lacretelle und MacMahon gerieten zwar in preußische Gefangenschaft, wurden von Bismarck jedoch wieder freigelassen, um am Kampf gegen die Kommune teilnehmen zu können. General Vinoy, der am Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 teilgenommen hatte, wurde sogar zum Gouverneur von Paris gemacht; und der bonapartistische General Valentin sogar zum PolizeiPräfekt von Paris. General Lecomte war der einzige, der am Kampf gegen die Kommune nicht mehr teilnehmen durfte. Er wurde von seinen eigenen Soldaten erschossen, als er den Schießbefehl auf demonstrierende Frauen gab. Die Liste der Emporkömmlinge des 4. September könnte so endlos weitergeführt werden, allein die genannten Exponenten dieser Sammlungsbewegung zur Rettung der bonapartistischen Hierarchie, geben Zeugnis von der Glaubwürdigkeit der neuen Bourgeoisrepublik. Sie zeigten ihre verfallenen Mandate als Abgeordnete von Paris vor, in der Hoffnung, ihre Titel als Regenten Frankreichs zu rechtfertigen. Wie sehr die neuen Regenten Frankreichs an seiner Verteidigung interessiert waren, davon zeugen nicht nur ihre der Verteidigung völlig widersprechenden Handlungsweisen: In einer Rede an die Bezirksbürgermeister von Paris unterbreitete Trouchu seine Pläne wie folgt: "Die erste Frage, die mir von meinen Kollegen noch am selben Abend des 4. September vorgelegt wurde, war diese: Kann Paris, mit irgendwelcher Aussicht auf Erfolg, eine Belagerung durch die preußische Armee aushalten? Ich zögerte nicht dies zu verneinen. Mehrere meiner hier anwesenden Kollegen werden einstehn für die Wahrheit meiner Worte und für mein Beharren auf dieser Meinung."(18) Am selben Abend also, an dem die Republik proklamiert wurde, war es Trouchus Kollegen bekannt, daß sein Plan in der Kapitulation von Paris bestand. Zur gleichen Zeit hielt man die Bevölkerung von Paris durch großsprecherische Manifeste zum Narren, wie z.B.: "Trouchu, der Gouverneur von Paris, wird nie kapitulieren!" oder wie Jules Favre, der auswärtige Minister, heroisch bekanntgab, daß er "nicht einen Zoll breit unseres Gebiets und nicht einen Stein unserer Festungen abtreten werde" (19). Derselbe Jules Favre schreibt zur gleichen Zeit in einem Brief an den Leiter der Regierungsdelegation, Gambetta, daß das wogegen sie sich verteidigen, nicht die preußischen Soldaten sind, sondern die Pariser Arbeiter. Während der gesamten Belagerung von Paris rissen die bonapartistischen Generäle, denen Trouchu wohlweislich das Kommando über die Pariser Armee anvertraut hatte, ihre Witze über den wohlverstandenen Hohn der Verteidigung. Später veröffentlichte die Kommune den aktenmäßigen Beweis für ihren Verrat von Paris, den die Regierung auf ihrer Flucht nach Versailles zurückgelassen hatte. Den führenden Köpfen der Regierung, Thiers ging es aber nicht nur um die Regierungsposten, auch wollten sie finanziell an der Republik partizipieren; und so arbeiteten sie prächtig mit der Pariser Börse zusammen. Ernest Picard, Mitglied der Regierung der sog. Nationalen Verteidigung, der sich selbst zum Minister des Inneren ernannte, nachdem er vergeblich diesen Posten während des Kaiserreichs angestrebt hatte, erschlich sich zusammen mit seinen Bruder Arthur Picard ein Millionenvermögen. Ernest Picard ernannte seinen Bruder zum Redakteur seines Blattes "L' Electeur libre"; und wahrend die gewöhnliche Sorte Börsenleute durch die offiziellen Lügen dieses Ministerialblatts irregeleitet wurden, lief Arthur Picard hin und her zwischen Ministerium und Börse und verwandelte hier die Niederlagen der französischen Armeen in baren Profit.. Die ganze Geschäftskorrespondenz dieses biederen Brüderpaares fiel später in die Hände der Kommune. Chef der Regierung Thiers und seine Kollegen von der Nationalen Verteidigung beantragten durch den Finanzminister ein Anlehen von zwei Milliarden. Dieses Geschäft wurde so abgemacht, daß eine Provision von mehreren hundert Millionen in die Privattaschen von Jules Favre, Ernest PouyerQuertier (Finanzminister) und Jules Simon (Mitglied der Regierung) floßen; und daß keine Zahlung gemacht werden sollte, bevor Paris nicht kapituliert hatte. In jedem Fall muß die Sache sehr dringlich gewesen sein, denn, wie sich später herausstellte, baten Thiers und Favre im Namen der Versammlung von Bordeaux (20) um die Besetzung von Paris durch preußische Truppen. Am 24. Oktober veröffentlichte die Zeitung "Le Combat" die Schreckensnachricht, daß Bazaine (frz. General) im Begriff sei, Metz aufzugeben und im Namen des gestürzten Napoleon III. über den Frieden zu verhandeln. Trouchu ließ diese Nachricht natürlich sofort dementieren und fügte hinzu: "Bazaire, der ruhmreiche Soldat, macht der Belagerungsarmee nach wie vor durch glänzende Ausfälle zu schaffen."(21) Das war am 27 Oktober. Am 29. Oktober verkündete Trouchus Generalstab die Einnahme von Le Bourget. Nachdem man die Soldaten ohne Lebensmittel und Verstärkung im Feuer der Preußen gelassen hatte, wurde Le Bourget mit seinen 1600 Verteidigern eingenommen. Am 31. Oktober mußte Paris zwei Niederlagen hinnehmen: 1. den Verlust von Le Bourget und 2. die Kapitulation des "ruhmreichen Soldaten Bazaine", für den Trouchu noch drei Tage zuvor so glänzende Worte gefunden hatte. Bei der Nachricht, daß die Unterzeichnung eines Waffenstillstandes bevorstehe, kam es in Paris zu Demonstrationen und Kundgebungen der Arbeiter. Paris verwandelte sich in einen Hexenkessel unter den Rufen: "Nieder mit Trouchut Kein Waffenstillstand! Es lebe die Kommune! "(22) Nieder mit Trouchu! Eine wirksame Verteidigung wäre möglich gewesen, denn in Paris befanden sich 246.000 kriegsbereite Soldaten und Angehörige der Marine, 7.500 Offiziere, 125.000 Nationalgardisten. Die Pariser Bevölkerung forderte vergeblich von der Regierung die Bewaffnung der Nationalgarde sowie die allgemeine Mobilmachung. Noch am 31. Oktober als Thiers seine Waffenstillstandspläne bekanntgab, kam es zu schweren Zwischenfällen im Rathaus. Die Aussicht auf einen Waffenstillstand und die Kapitulation von Metz empörte die Pariser. Vor dem Rathaus versammelte sich eine unübersehbare Menschenmenge, die die Sperren der Mobilgarde durchbrach und in das Rathaus eindrang. Trouchu versuchte zu den vor dem Rathaus versammelten Arbeitern zu sprechen, doch seine Stimme ging in dem Ruf "Nieder mit Trouchu!" unter. Die Regierung der Nationalen Verteidigung hatte im Stadthaus den dort versammelten Arbeitern ihr feierliches Wort geben müssen, die Regierungsgewalt in die Hände einer frei gewählten Kommune zu legen. Für ein paar Stunden gehörte das Pariser Rathaus den Arbeitern, die bereits über die Wahl einer Stadtverwaltung, von Paris diskutierten. Gegen Mitternacht jedoch drangen die Trouchu ergebenen bretonischen Mobilgardisten in das Rathaus ein und verjagten die Versammlung. Die Regierung der "Nationalen Verteidigung" trug den Sieg davon. Sie traf alsbald Maßnahmen, um die Wahl der Pariser Stadtverordneten zu verhindern. Am 16. November wurde die Pariser Stadtverwaltung aufgelöst; eine Wahl fand nicht statt. Trouchu wünschte diese Wahl nicht, weil sie eine neue, aus einer Wahl hervorgegangene Macht geschaffen hätte. Eine Macht gegenüber einer Regierung, die ihre Legitimation nicht aus dem Willen des Volkes ableitete. Um aber den Schein einer Legitimation zu wahren, griffen die Männer des 4. September auf ein altes, bewährtes bonapartistisches Mittel zurück. Durch eine "Volksbefragung", deren Abstimmungsmodus so gehandhabt wurde, daß nur mit Ja oder Nein abgestimmt werden sollte, sollte die Pariser Bevölkerung darüber abstimmen, ob sie die Geschicke der Stadt in die Hände der "Anführer" des 31. Oktober (Blanqui und Flourens) legen volle oder auch weiterhin der Regierung des 4. September vertraue. Wörtlich hieß es: "ob sie ihr Vertrauen weiterhin den Männern schenken will, die am 4. September die gefährliche Pflicht übernommen haben, das Vaterland zu retten". Abgesehen von der Tatsache, daß nur mit Nein oder Ja abgestimmt werden durfte, war schon die verfälscht worden. Das "Wahlergebnis" brachte Trouchu die Mehrheit, denn nur Zwei Bezirke gaben überwiegend NeinStimmen ab. Gestützt auf den Erfolg leitete Trouchu sofort Strafmaßnahmen und Haftbefehle gegen die Freunde Blanquis ein, die er für den 31. Oktober verantwortlich machte. Am 28. November verkündete General Trouchu emphatisch: "Im Vertrauen auf Gott, vorwärts Verteidigung des Vaterlandes!" Das Vertrauen auf Gott war echt, die Verteidigung jedoch eine Komödie wie sich noch zeigen wird. Fortsetzung 4 Anmerkungen:15 rechte Republikaner und Monarchisten
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