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Beiträge zur Geschichte  









Die Entwicklung in Preußen

Im Jahre 1840 stirbt der senile König Friedrich Wilhelm III. und sein Sohn besteigt als Friedrich Wilhelm IV. den preußischen Thron. Das liberale Bürgertum erwartete vom neuen König, der sich sehr liberal gab, Reformen und eine Verfassung. Der König verkündete eine Amnestie für politische Gefangene und erleichterte die Lage der Presse. Den Dichter des Vormärz, Georg Herwegh, der durch die Veröffentlichung seiner "Gedichte eines Lebendigen" sehr populär war, empfing er zur Audienz mit den Worten: "Ich liebe eine gesinnungsvolle Opposition." Auf irgendwelche Reformen oder gar die Einführung einer Verfassung aber wollte er sich nicht einlassen. Die Jahre 1845/1846 brachten schwere Mißernten, die Preise stiegen, es kam zu Unruhen unter der Bevölkerung. 1847 griff die Krise auf die Industrie über. Man begann Fabriken stillzulegen.

Der Vereinigte Landtag

Da der Staat am Rande des Bankrotts stand, rief der König den Vereinigten Landtag zusammen, um auf dem Wege über Anleihen oder Steuern Gelder zu erhalten. Der Vereinigte Landtag war eine Versammlung von Abgeordneten aus den ständischen Institutionen, in denen der Adel vorherrschte. Die Hoffnungen des Bürgertum auf eine Verfassung wurden gleich bei der Eröffnungsrede des Königs zerstört. Er erklärte: "Ich gebe Ihnen hier mein königliches Wort, daß ich Sie nicht hierher gerufen haben würde, wenn ich den geringsten Zweifel hegte, daß Sie Ihren Beruf anders deuten wollten und ein Gelüst hätten nach der Rolle sogenannter Volksrepräsentanten."

Die Abgeordneten des liberalen Bürgertums unter Führung der rheinischen Kapitalisten Hansemann und Camphausen hatten die Mehrheit des Landtages hinter sich. Hansemann erklärte: "In Geldangelegenheiten hört die Gemütlichkeit auf." Der Landtag versagte die Bewilligung neuer Gelder und der König löste ihn auf. Die Unzufriedenheit wuchs.

Der Funke, der den revolutionären Brand in den deutschen Staaten entfachte, war die Februarrevolution in Frankreich.

Die Revolution von 1848

(Die Barricade an der Kronen- Friederichstraße) Die französische Februarrevolution war das Zeichen, auch die rückständigen Verhältnisse im Deutschen Bund revolutionär umzugestalten. In Deutschland hatten sich im Vorfeld der Revolution die Kräfteverhältnisse zwischen den Klassen wesentlich verändert. Die Bourgeoisie war wirtschaftlich erstarkt und begann stärker politische Veränderungen der halbfeudalen Zustände zu fordern. Sie begnügte sich aber mit gemäßigten Forderungen, die auf eine konstitutionelle Monarchie hinausliefen. Demgegenüber verlangten die radikalen Kräfte (Handwerker, Bauern) eine demokratische Republik. Gemeinsam war ihnen der Wunsch nach nationaler Einheit.

Die erste Phase

Unter dem Panier der Märzforderungen erhoben sich in rascher Folge in den deutschen Klein- und Mittelstaaten Handwerker, Bauern und Bürger in Demonstrationen, Versammlungen und Aufständen gegen die feudale Reaktion. Die Fürsten beugten sich den "Märzforde rungen" und berufen liberale "Märzministerien". Der Bundestag mußte Pressefreiheit bewilligen und Schwarz-Rot-Gold als Bundesflagge akzeptieren. Eine Heidelberger Versammlung von 51 liberalen Mitgliedern süddeutscher Landtage bestimmt am 5. März einen Sie benerausschuß zur Vorbereitung einer deutschen Nationalversammlung. Die Revolution erfaßt als letzte die stärksten reaktionären Staaten Österreich und Preußen (13. und 18/19. März 1848).

Unter der Drohung, eine Versammlung vom Militär auflösen zu lassen, kommt es am 18. März in Berlin zum Aufstand. Die Aufständischen bilden Barrikaden und zwingen den preußischen König seine Truppen abzuziehen. Friedrich Wilhelm IV. huldigt den "Märzgefallenen" und verspricht eine Nationalversammlung und die Lösung der nationalen Frage.

Der größte Teil Deutschlands war revolutioniert, die Macht des Feudaladels erstmal gelähmt. Wichtige demokratische Rechte waren erkämpft (Presse-, Vereins-, und Versammlungsfreiheit, Wahlrecht, Volksbewaffnung). Der Weg war frei für weitere revolutionäre Umwälzungen vollständigen Vernichtung des Absolutismus. Doch die Position der radikalen Vertreter war wesentlich dadurch eingeschränkt die Bourgeoisie mit dem Feudaladel verbündete und den revolutionären Kräften entgegentrat. Infolgedessen entwickelte sich die Revolution nach dem März 1848 rückläufig.

Die zweite Phase

Die zweite Etappe, die von Ende März bis Ende Juni 1848 reichte, war durch ein gewisses Gleichgewicht von Revolution und Reaktion gekennzeichnet. Es entwickelte sich zunächst ein reges politisches Leben auf breiter Basis. Es entstanden demokratische Vereine. Arbeiter organisierten sich in Arbeitervereinen. Die verschiedenen Versuche der fortschrittlichen Kräfte die Revolution voranzutreiben, scheiterten am Widerstand der Bourgeoisie. Die Bourgeoisie lenkte die Bewegung in ruhige parlamentarische Bahnen, um die Revolution im Einvernehmen mit dem Adel zu einem ihr genehmen Abschluß zu bringen. Das am 31. März 1848 zusammengetretene Vorparlament beschließt allgemeine und freie Wahlen, verwirft aber den Antrag sich in Permanenz zu erklären. Es setzte lediglich einen Fünfzigerausschuß ein, der die Wahlen zur Nationalversammlung am 18. Mai vorbereitete. Diese erbrachten eine liberale Mehrheit. Die feudale Reaktion begann sich unter so günstigen Umständen wieder zu sammeln und bereitete sich zum Gegenschlag vor.

Die dritte Phase

Die Pariser "Junischlacht" 1848 wird zum Wendepunkt der Revolution. Die Reaktion formiert sich endgültig. Sie tritt zum Gegenangriff mit Unterstützung der Bourgeoisie an. Im Septemberaufstand muß die Nationalversammlung um Truppenhilfe bitten. In dieser Auseinandersetzung gewinnt die antirevolutionäre Bewegung ein Übergewicht. Die Niederschlagung des Oktoberaufstand in Wien bringt in Österreich die Entscheidung zugunsten der Reaktion. Dadurch gestärkt, wagt auch die preußische Krone einen entscheidenden Schlag: Friedrich Wilhelm IV. setzte am 2. November ein offen reaktionäres Ministerium ein, vertagt die Berliner Vereinbarerversammlung und verhängte am 12. November über Berlin den Belagerungszustand. Protestaktionen wie Steuerverweigerung zugunsten des Parlamentes scheitern. Die Auflösung des Parlamentes und die gleichzeitig oktroyierte Verfassung markieren den Sieg der Reaktion in Preußen. Mit der Wiederherstellung der alten Machtverhältnisse in den beiden Großstaaten endet diese Etappe der Revolution.

Die vierte Phase

Angesichts dieser Verhältnisse wäre in der Zeit von Dezember 1848 bis Juni 1849 eine Fortsetzung der Revolution nur noch durch Auseinandersetzung zwischen revolutionärem Volk und Konterrevolution möglich gewesen. Diese festigte ihre noch labile Macht in Preußen und Österreich, um dann noch bestehende Positionen der Revolution, die in der Frankfurter Nationalversammlung ihr letztes Zentrum hatte zu liquidieren. Höhepunkt waren die Kämpfe, die um die Anerkennung der von der Frankfurter Nationalversammlung am 28. März 1849 angenommenen, von den Regierungen der großen deutschen Staaten jedoch abgelehnten Reichsverfassung entbrannten. Die mit den Maiaufständen am 3. Mai 1849 beginnende Reichsverfassungskampagne wurde vor allem durch preußische Truppen niederge schlagen. Den Abschluß bildete der badisch-pfälzische Feldzug. Am 18. Juni wurden die Überreste der Frankfurter Nationalversammlung in Stuttgart auseinandergejagt. Der Fall der Festung Raststatt am 23. Juli 1849 war das Ende der Reichsverfassungskämpfe un d der Abschluß der Revolution.



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