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"Januar-Manifest"
- Wer in Politik, Staat, Kirche, Wirtschaft, Militär, Parteien,
Organisationen keine Gaudi sieht, hat mit uns nichts zu tun.
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Boykottiert alle herrschenden Systeme und Konventionen, indem
Ihr sie nur als mißratene Gaudi betrachtet.
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Jeder echte Künstler ist zur Umänderung seiner Umwelt geboren.
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Preise, Stipendien, gute Kritiken, alles wirft man uns nach;
aber eins ist sicher: brauchen kann man uns nicht.
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Unbrauchbarkeit ist unser höchstes Ziel: Gaudi ist
unpopuläre Volkskunst.
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Die ganze Welt ist der Bereich, in dem sich der schöpferische
Impuls, der allein der Gaudi vorbehalten ist, entfalten kann.
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Alles was anwendbar ist, ist nicht für den Menschen. Ohne den
Künstler gäbe es schon jetzt keinen Menschen mehr.
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Wir sind gegen den Fasching, weil der Fasching die Gaudi
kommerziell engagiert. Der Mißbrauch der Gaudi ist das größte
Verbrechen.
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L'art pour Part ist beendet, ebenso l'art pour l'argent und
l'art pour la femme. Jetzt beginnt l'art pour la Gaudi.
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Schöpferisch sein heißt: durch dauernde Neuschöpfung mit
allen Dingen seine Gaudi treiben.
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Mensch sein heißt homo ludens und homo gaudens.
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Seit der Herrschaft des dialektischen Materialismus und des
Determinismus ist die Gaudi kein integrierendes Moment der
Kultur mehr: wir fordern ihre Befreiung aus der Unterdrückung
durch die herrschenden Ideologien und den Rationalismus.
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Dem Satz »Wissen ist Macht«, der das Zeitalter der
Wissenschaft eingeleitet hat, wird der Satz folgen: »Gaudi ist
Macht«, der das Zeitalter der Gaudi einleitet.
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So wie Marx aus der Wissenschaft eine Revolution abgeleitet
hat, leiten wir aus der Gaudi eine Revolution ab.
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Die sozialistische Revolution mißbrauchte die Künstler. Die
Einseitigkeit dieser Umstürze beruhte auf der Trennung von
Arbeit und Gaudi. Eine Revolution ohne Gaudi ist keine
Revolution.
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Es gibt keine künstlerische Freiheit ohne die Macht der
Gaudi.
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Alle unzufriedenen Kräfte sammeln sich in einer Organisation
der Antiorganisateure, die sich in einer umfassenden Revolution
verwirklichen.
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Wir fordern allen Ernstes die Gaudi. Wir fordern die
urbanistische Gaudi, die unitäre, totale, reale, imaginäre,
sexuelle, irrationale, integrale, militärische, politische,
psychologische, philosophische... Gaudi.
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Durch die Realisierung der Situationistischen Gaudi werden
alle Probleme der Welt gelöst: Ost-West-Probleme, Algerienfrage,
Kongo-Problem, Halbstarkenkrawalle, Gotteslästerungsprozesse und
sexuelle Verdrängungen.
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Wir engagieren die ganze Welt für unsere Gaudi!
(München, Januar 1961)
Gruppe SPUR
Aus: Heiss und Kalt, S. 642, Elefanten Press Verlag 1993
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