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2001-01-18

Abschiedsrede von Präsident Clinton

"Meine lieben Mitbürger, heute Abend habe ich zum letzten Mal Gelegenheit, als Ihr Präsident vom Oval Office aus zu Ihnen zu sprechen.

Ich bin Ihnen zutiefst dankbar, dass Sie mir zwei Mal die Ehre erwiesen haben, dieses Amt auszuüben, für Sie zu arbeiten, um unsere Nation auf das 21. Jahrhundert vorzubereiten. Ich danke Vizepräsident Gore, meinem Kabinett und all denen, die in den letzten acht Jahren mit mir zusammengearbeitet haben.

Dies war und ist eine Zeit dramatischer Umgestaltung, und Sie haben sich jeder neuen Herausforderung gestellt. Sie haben unser soziales Gefüge stärker gemacht, unsere Familien gesünder und sicherer, unser Volk wohlhabender.

Sie, das amerikanische Volk, haben unseren Übergang zum globalen Informationszeitalter zu einer Ära großartiger amerikanischer Erneuerung gemacht.

Bei all der Arbeit, die ich als Präsident geleistet habe, bei jeder Entscheidung, die ich getroffen habe, bei jeder staatlichen Maßnahme, die ich ergriffen habe, bei jedem Gesetzentwurf, den ich eingebracht und unterzeichnet habe, habe ich versucht, allen Amerikanern die Instrumente und Möglichkeiten an die Hand zu geben, um die Zukunft unserer Träume aufzubauen, in einer guten Gesellschaft, mit einer starken Volkswirtschaft, einer saubereren Umwelt und einer Welt mit mehr Freiheit, Sicherheit und Wohlstand.

Ich habe meinen Kurs anhand unserer dauerhaften Werte gesteuert. Chancen für alle. Verantwortung von allen. Eine Gemeinschaft aller Amerikaner. Ich habe versucht, Amerika eine neue Art von Regierung zu geben - kleiner, moderner, effektiver, voll von für diese neue Zeit geeigneten Ideen und Maßnahmen, der Mensch immer an erster Stelle, immer auf die Zukunft ausgerichtet.

Durch Zusammenarbeit hat Amerika viel erreicht. Unsere Volkswirtschaft bricht Rekorde mit über 22 Millionen neuen Arbeitsplätzen, der niedrigsten Arbeitslosenquote seit 30 Jahren, der höchsten je verzeichneten Zahl von Eigenheimbesitzern, der längsten Expansion in der Geschichte.

Unsere Familien und unsere Gemeinden sind stärker. 35 Millionen Amerikaner haben im vergangenen Jahr das Gesetz für familiär bedingten Krankenurlaub in Anspruch genommen. 8 Millionen sind nicht mehr von der Sozialhilfe abhängig. Die Verbrechensrate ist seit 25 Jahren auf dem niedrigsten Stand. Über 10 Millionen Amerikaner erhalten eine höhere Unterstützung für die Collegegebühren, und mehr Menschen als je zuvor besuchen das College. Unsere Schulen sind besser - höhere Standards, größere Rechenschaftspflicht und höhere Investitionen haben zu besseren Prüfungsergebnissen und einer höheren Zahl von Abschlüssen geführt.

Über 3 Millionen Kinder haben jetzt eine Krankenversicherung, und über 7 Millionen Amerikaner leben nicht länger in Armut. In allen Schichten steigen die Einkommen. Unsere Luft und unser Wasser sind sauberer. Unsere Lebensmittel und unser Trinkwasser sind sicherer. Und von unserem kostbaren Land wurde mehr als je in 100 Jahren in den Vereinigten Staaten erhalten.

Die Amerikaner sind eine Kraft für Frieden und Wohlstand in jedem Winkel der Erde.

Ich bin sehr dankbar, die Zügel der Regierungsführung einem neuen Präsidenten übergeben zu können, mit einem Amerika, das in einer so guten Position ist, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Heute Abend möchte ich mich mit drei Gedanken über die Zukunft von Ihnen verabschieden. Erstens, Amerika muss die Haushaltsdisziplin bewahren. In den letzten vier Haushaltsjahren haben wir Rekorddefizite in Rekordüberschüsse umgewandelt, und wir konnten fristgerecht 600 Milliarden Dollar unserer Staatsverschuldung begleichen, so dass wir am Ende des Jahrzehnts zum ersten Mal seit 1835 schuldenfrei sein werden.

Auf diesem Kurs zu bleiben, wird zu niedrigeren Zinssätzen, größerem Wohlstand und der Chance führen, unsere großen Herausforderungen zu bewältigen. Wenn wir uns klug entscheiden, können wir die Schulden zurückzahlen, uns mit den Renten der geburtenstarken Jahrgänge befassen, mehr in unsere Zukunft investieren und Steuererleichterungen gewähren.

Zweitens - weil wir auf der Welt jeden Tag auf vielfältige neue Weise miteinander verbunden sind, erfordern es die Sicherheit und der Wohlstand Amerikas, dass wir weiterhin eine Führungsrolle übernehmen. In diesem bedeutsamen Augenblick der Geschichte leben mehr Menschen als je zuvor in Freiheit. Unsere Bündnisse sind stärker denn je. Die Menschen auf der ganzen Welt blicken auf Amerika als Kraft für Frieden und Wohlstand, Freiheit und Sicherheit. Die Weltwirtschaft gibt mehr Menschen unserer eigenen Bevölkerung und Milliarden auf der ganzen Welt die Chance zu arbeiten, zu leben und ihre Kinder mit Würde zu erziehen.

Die integrativen Kräfte, die diese guten Chancen hervorbrachten, führen jedoch auch dazu, dass wir den globalen Kräften der Zerstörung, des Terrorismus, des organisierten Verbrechens, des Drogenhandels, der Verbreitung todbringender Waffen und Krankheiten sowie der weltweiten Umweltzerstörung stärker ausgesetzt sind.

Die Ausweitung des Handels hat die Kluft zwischen denjenigen unter uns, die von den modernen Errungenschaften der Weltwirtschaft profitieren, und den Milliarden auf der Welt, die um das Überleben kämpfen, nicht voll geschlossen.

Diese globale Kluft erfordert mehr als Mitleid. Sie erfordert Taten. Globale Armut ist ein Pulverfass, das durch unsere Gleichgültigkeit entzündet werden könnte.

In seiner ersten Amtseinführungsrede warnte Thomas Jefferson vor verstrickenden Bündnissen. In unserer Zeit allerdings kann und darf Amerika sich nicht von der Welt lösen. Wenn wir wünschen, dass die Welt unsere gemeinsamen Werte verkörpert, müssen wir eine gemeinsame Verantwortung übernehmen.

Wenn die Kriege des 20. Jahrhunderts und besonders die jüngsten im Kosovo und in Bosnien uns etwas gelehrt haben, dann, dass wir unsere Ziele erreichen, indem wir unsere Werte verteidigen und eine Führungsrolle für die Kräfte der Freiheit und des Friedens übernehmen. Wir müssen diese Führungspflicht mutig und entschlossen annehmen, in Wort und Tat Seite an Seite mit unseren Bündnispartnern stehen und der Weltwirtschaft ein menschliches Gesicht verleihen, so dass der erweiterte Handel allen Menschen in allen Ländern zugute kommt und dem Leben und der Hoffnung auf der ganzen Welt Auftrieb verleiht.

Drittens müssen wir uns in Erinnerung rufen, dass Amerika auf der Welt keine Führungsrolle übernehmen kann, wenn wir hier zu Hause die Fäden unseres farbenfrohen Mantels nicht zum Gewebe eines Amerikas verknüpfen. Aufgrund unserer zunehmenden Vielfalt müssen wir härter daran arbeiten, uns um unsere gemeinsamen Werte und unsere gemeinsame Menschlichkeit zu einen.

Wir müssen härter an der Überwindung unserer Unterschiede arbeiten. In unseren Herzen und unseren Gesetzen müssen wir alle Menschen gerecht und mit Würde behandeln, ungeachtet ihrer Rasse, Religion, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Veranlagung und ungeachtet des Datums ihrer Ankunft in unserem Land. Damit bewegen wir uns immer weiter auf die perfektere Union der Träume unserer Gründerväter zu.

Hillary, Chelsea und ich wünschen gemeinsam mit allen Amerikanern dem neuen Präsidenten, George W. Bush, seiner Familie und seiner Regierung alles Gute bei der Bewältigung dieser Herausforderungen und der Förderung des Friedens in diesem neuen Jahrhundert.

Ich persönlich werde die Präsidentschaft idealistischer und hoffnungsvoller verlassen als an dem Tag, als ich sie antrat, und überzeugter denn je, dass die besten Tage Amerikas vor uns liegen.

Meine Tage in diesem Amt sind gezählt, aber meine Tage des Dienstes, hoffe ich, nicht. In den kommenden Jahren werde ich nie mehr eine höhere Position inne haben oder einem heiligeren Pakt angehören als dem des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Aber ich werde nie einen Titel stolzer tragen als den des Staatsbürgers.

Ich danke Ihnen. Gott segne Sie, und Gott segne Amerika. "

Originaltext: Clinton Farewell Address

Quelle: Amerika Dienst


 




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