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Beiträge zur Geschichte  









Gorbatschows großer Versuch: Vom Alkoholbeschluß bis zum START-Abkommen

Chronik der Perestroika

Wie keiner seiner Vorgänger hat Michail Gorbatschow Bewegung in die starren Strukturen der sowjetischen Politik gebracht. Mit Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) versuchte er, die Sowjetunion auf den Weg zu einem modernen Staat zu bringen. Auch außenpolitisch hat Gorbatschow Geschichte gemacht. Nachfolgend einige Daten aus seiner Amtszeit:

11. März 1985 - Michail Gorbatschow, seit 1980 Mitglied des Politbüros, wird vom Zentralkomitee der KPdSU zum Generalsekretär gewählt.

16. Mai 1985 - Die UdSSR-Regierung beschließt eine äußerst unpopuläre Maßnahme - hohe Strafen für Alkoholmißbrauch.

25. Februar 1986 - Der 27. Parteitag der KPdSU verabschiedet ein neues Programm: "Radikale Reformen" sollen die Wirtschaft voranbringen, die Betriebe mehr Selb- ständigkeit erhalten.

28. April 1986 - Noch ungeübt in Glasnost, geben die sowjetischen Medien erst mit zweieinhalbtägiger Verspätung die Tschernobyl-Katastrophe bekannt.

19. Dezember 1986 - Gorbatschow veranlaßt die Freilassung des 1980 nach Gorki verbannten Regimekritikers Andrej Sacharow.

27. Januar 1987 - Auf einer mehrfach verschobenen ZK-Sitzung rechnet Gorbatschow in bis dahin beispielloser Weise mit den Fehlern der Vergangenheit ab und fordert eine Änderung des Wahlsystems.

11. November 1987 - Boris Jelzin, 1985 von Gorbatschow als Moskauer Parteichef eingesetzt, wird wegen scharfer Kritik am Verlauf der Perestroika abgesetzt.

11. Februar 1988 - In Berg-Karabach kommt es zu schweren Unruhen. Moskau setzt Truppen ein.

15. Mai 1988 - Der Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan wird eingeleitet.

1. Oktober 1988 - Gorbatschow wird als Nachfolger von Andrej Gromyko zum Vorsitzenden des Obersten Sowjets gewählt.

10. Juli 1989 - In den sowjetischen Kohlerevieren beginnen Streiks für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.

27. Juli 1989 - Der Oberste Sowjet gewährt den baltischen Republiken zum 1.1.90 wirtschaftliche Unabhängigkeit.

23. August 1989 - Mehr als eine Million Menschen bilden am 50. Jahrestag des Hitler-Stalin-Pakts eine Menschenkette durch Estland, Lettland und Litauen, um für Unabhängigkeit zu demonstrieren. Estland erklärt seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion am 13.11.1989, Litauen folgt am 11.3.1990 und Lettland am 3.5.1990.

5. Februar 1990 - Nach erbitterten Machtkämpfen zwischen Reformanhängern und -gegnern billigt das ZK der KPdSU das radikale Reformprogramm Gorbatschows.

15. März 1990 - Gorbatschow wird zum ersten Präsidenten der Sowjetunion gewählt. Am 28.3. kündigt er den Übergang zur "regulierten Marktwirtschaft" an.

1. Mai 1990 - Während der traditionellen Maiparade werden Gorbatschow und die sowjetische Staatsführung vor dem Kreml ausgepfiffen.

29. Mai 1990 - Radikalreformer Jelzin setzt sich bei der Wahl zum Parlamentspräsidenten Rußlands gegen den von Gorbatschow vorgeschlagenen Alexander Wlassow durch.

4. Juli 1990 - Der 28. Parteitag der KPdSU spricht sich für die Fortsetzung des Reformkurses aus.

14.-16. Juli 1990 - Beim Kaukasus-Treffen mit Bundeskanzler Kohl gibt Gorbatschow überraschend "grünes Licht" für ein vereinigtes Deutschland in der NATO.

15. August 1990 - Gorbatschow rehabilitiert ausgebürgerte Intellektuelle, darunter den Schriftsteller Alexander Solshenizyn.

16. September 1990 - In Moskau fordern 200 000 Demonstranten den Rücktritt der Regierung und einen raschen Übergang zur freien Marktwirtschaft.

15. Oktober 1990 - Gorbatschow wird der Friedensnobelpreis 1990 zuerkannt.

17. Dezember 1990 - Der 4. Kongreß der Volksdeputierten billigt die von Gorbatschow vorgeschlagenen Verfassungsänderungen und erweitert die Macht des Präsidenten.

20. Dezember 1990 - Außenminister Eduard Schewardnadse erklärt seinen Rücktritt und warnt vor einer Diktatur.

17. März 1991 - In einem landesweiten Referendum sprechen sich 76 Prozent der Bürger für den Erhalt der Sowjetunion aus.

24. April 1991 - Gorbatschow einigt sich mit den Vertretern von neun Unionsrepubliken auf einen Fahrplan zur Schaffung eines neuen Unionsvertrages.

17. Juli 1990 - Gorbatschow trifft in London mit den Regierungschefs der sieben wichtigsten Industriestaaten der Welt zusammen. Konkrete Zusagen über Wirtschaftshil- fen werden ihm nicht gegeben.

31. Juli 1991 - Gorbatschow und Bush unterzeichnen in Moskau den START-Vertrag.



Quelle: Neues Deutschland, 20.08.91, S. 3








 

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