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Meinhard Creydt
Zur Kritik feministischer Wirklichkeitskonstruktionen
Im
feministischen Alltagsverstand
erscheinen die Frauen als Hauptopfer der bestehenden gegenwärtigen
Gesellschaft. Das Geschlechterverhältnis avanciert zum zentralen
Charakteristikum der dann von "Männerherrschaft"
geprägt erscheinenden Gesellschaft.
Einige der dabei typischerweise vorgebrachten Argumente werden
geprüft (1). daß sie der Prüfung nicht standhalten,
daraus folgt nun wiederum nicht, das Geschlechterverhältnis in
der modernen bürgerlichen und kapitalistischen Gesellschaft
nicht als eine eigene Problematik ernstzunehmen (2). Die im weiteren
verfolgte These hierzu lautet, daß die moderne kapitalistische
Gesellschaft keine befriedigende Verbindung der verschiedenen, die
menschliche Existenz ausmachenden Arbeitstätigkeiten erlaubt.
Dies beschädigt beide Geschlechter. Diese Sicht des
Geschlechterverhältnis unterscheidet sich ums Ganze von einer
einseitigen Stilisierung der Frauen zum Hauptopfer.
Wer das
Geschlechterverhältnis auf die herrschenden Strukturen des
Reichtums und der Arbeiten bezieht, muß einen
Reduktionismusvorwurf und den Einwand gewärtigen, diese
Strukturen gründeten in weit fundamentaleren und basaleren
symbolisch-imaginären Tiefenstrukturen des
Geschlechterverhältnis, die lange vor der jetzigen
Gesellschaftsformation herrschten. Ohne mich der Frage zu stellen,
wie Überzeugungen und Traditionen aus früheren
Gesellschaften das heutige Geschlechterverhältnis tangieren,
sensibilisiere ich (3) dafür, daß die Voraussetzungen
wenigstens für die vormodernen patriarchalen Strukturen
weggefallen sind (Kontinuitätsbruch).
Mit
einer vom Gleichstellungsgedanken abweichenden Variante des
Feminismus wird Zwischenmenschlichkeit, Fürsorglichkeit und
Mütterlichkeit zum Maßstab der Kritik am gegenwärtigen
Erwerbs- und Geschäftsleben (4). Ich kritisiere die dafür
notwendigen Dichotomisierungen
und Idealisierungen, fasse im abschließenden Abschnitt (5)
einige Befunde meiner Argumentation zusammen und spitze sie zu einer
Charakterisierung des Feminismus zu, insofern dieser als
Konkurrenzbewegung, als systematische Verwendung doppelter Maßstäbe
und als nicht zu unterschätzendes affirmatives Moment der
gegenwärtigen Sozialintegration auftritt.
Fortsetzung


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